Aufschub für Rogelio!!!


Am 17. November hat ein Richter Rogelio einen Aufschub der Hinrichtung bis März 2009 gewährt.

Im Moment fehlen uns allen die Worte um unsere unbeschreibliche Freude und Erleichterung auszudrücken.

Von ganzem Herzen danken wir allen, die uns die letzten Tage und Wochen unterstützt haben.

Update Dezember 2008:
Roy bedankt sich bei allen Lesern für die große Unterstützung. Er hat sich entschieden, den Blog im Moment nicht fortzuführen und bittet alle um Verständnis für diese Entscheidung. Er wird sich in den kommenden Wochen und Monaten auf seinen Fall konzentrieren.
Neue Gerichtsentscheidungen werden hier gepostet.



Dienstag, 18. November 2008

Tag 74: Als würde ich mein eigenes Grab schaufeln

Montag 3. November 2008

Ich bin froh, dass heute Montag ist, denn das ist unser Duschtag. Es ist früh, aber ich bin schon auf. Die Duschkabinen sind direkt neben der Zelle, in der ich jetzt bin, und der Krach hat mich aufgeweckt. Ich werde der letzte sein, der duscht.
Es ist jetzt Nachmittag. Wir hatten ein warmes Mittagessen und die Stille ist jetzt benahe betäubend! Das Essen hat alle runtergebracht. Es war nicht so gut. Es ist jetzt wirklich leise. Das wäre die perfekte Zeit für einen Partie Schach. Ich habe schon eine Weile kein Schach mehr gespielt. Es gibt hier einige in meiner Umgebung, die Schach spielen. Ich habe zwei Leute gestern nach spielen gehört. Ich denke ich sollte mein Brett und die Figuren herausholen. Schach? Wie? Wir rufen uns die Spielzüge von Zelle zu Zelle zu. Jeder von uns hat ein Spielbrett in der Zelle (andere verfolgen das Spiel dann auch auf ihren Brettern). Auf diese Art ist es einfach zu spielen, selbst über größere Entfernung, so lange man laut genug rufen kann.
Etwas das ich die ganze Zeit vor mir her geschoben habe, ist die Hinrichtungszusammenfassung. Diese Dokument ist notwendig. Ich muss Isabelle auf meine Besuchsliste setzen, denn sie kommt aus der Schweiz. Diese Dokument wird das ermöglichen. Ich muss ebenfalls entscheiden, wer für meine sterblichen Überreste zuständig sein soll, falls es dazu kommen sollte. Und ich muss eine Liste der Personen zusammenstellen, die bei meiner Hinrichtung dabei sein sollen. Ich hasse es mir vorzustellen, dass es soweit kommen wird, aber wenn es wirklich so sein wird, dann möchte ich als letztes die Augen von den Menschen sehen, die mich lieben. Dieses Dokument…es ist als würde ich mein eigenes Grab schaufeln.

Tag 73: Die Tacos fehlen

Sonntag 2. November 2008

Bereit für ein Footballspiel?! Es ist Dallas Cowboys Tag! Ich habe mir ein Radio geliehen und “wir” warten jetzt, bis das Dallas Cowboys Spiel anfängt! Die Tacos fehlen, aber Ihr seid ja nicht hungrig, oder? Ich auch nicht (was für eine Lüge!). Ok, ich bin nicht hungrig, ich bin halb verhungert! Ha Ha. Wie auch immer, Essen ist „aus den Augen, aus dem Sinn“. Hey, der Radioempfang ist gut! Ich hatte gehört, dass Hurrikan Ike die Gefängnisantenne beschädigt hat, aber das muss jetzt repariert sein.
Und jetzt geht es los. Das Spiel beginnt. Die Cowboys spielen in New York gegen die Giants – und verlieren gegen die Giants. Gibt es auch eine Station mit klassischem Rock? Vergeßt das Spiel. Football nervt. Ich gebe das Radio zurück. Und was machen wir jetzt? Irgendetwas um mich aufzuheitern! Ich werde mir die Beamten ansehen, wie sie kehren und Müll einsammeln. :-)

Freitag, 14. November 2008

Tag 72: Wieviel Wahrheit wird über meinen Fall berichtet werden?

Samstag 1. November 2008

Ich habe herausgefunden, dass Maverick gestern hingerichtet wurde. Ich versuche immer noch zu verstehen, wie das passieren konnte. Gregory Wright war ein unschuldiger Mann. Sogar Big John, der ehrenamtliche Pfarrer, kann Euch das bestätigen! Er sagte mir, er kann es nicht glauben, dass sie ihn hingerichtet haben. Die Staatanwälte wussten, dass er diese Frau nicht getötet hat. Sie haben nicht nur einen Unschuldigen zum Tode verurteilt, sie haben auch noch für eine schnelle Hinrichtung gesorgt, um ihren Fehler zu decken. Ich frage mich, wie viel Wahrheit wird wohl je über meinen Fall berichtet werden.

Tag 71: Ich habe immer noch Tage zu leben

Freitag 31. Oktober 2008 Halloween

Ich hatte eine lange Nacht. Ich musste die Zelle in der ich jetzt bin saubermachen. Elkie wurde in die Kamerazelle verlegt und ich in diese. Der Mann hat sich wirklich gehen lassen. Traurig.
Ich habe über Maverick’s Situation nachgedacht. Ich habe keine richtige Antwort bekommen bisher, aber ich vermute, dass er nicht zurückgekommen ist.
Es ist jetzt Nachmittag. Ein weiterer Mann wurde auf Death Watch gebracht. Sein Name ist Virgil Martinez. Jetzt sind drei Männer mit dem Nachnamen Martinez hier. Virgil ist geistig verwirrt. Er wird nicht hingerichtet werden. Der Staat mag es zwar versuchen, aber es ist nachgewiesen, dass er geisteskrank ist. Diejenigen die Blut sehen wollen, werden enttäuscht sein, wenn sie feststellen, dass sie seines nicht probieren können.
Ich habe einen eingeschriebenen Brief erhalten, von jemandem, der eine wichtige Nachricht für mich hatte, und sicher sein wollte, dass ich diese auch erhalte. Ich wollte eigentlich zurückschreiben, aber mein Hinrichtungsdatum hat mich davon abgehalten. Ich habe nun das starke Verlangen, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen. Ich kann jetzt nicht mehr auf einen Aufschub warten um diesen Brief zu beantworten. Ich werde jetzt schreiben. Ihre Nachricht? Eine Erfahrung über das Jenseits. Ich weiß, dass der Himmel auf mich wartet, aber ich habe immer noch Tage zu leben und ich “hoffe” auf mehr.

Tag 70: Ich muss meine Bücher packen

Dienstag 30. Oktober 2008

Nun, dies ist eine ungewöhnliche aber lustige Nacht! Die Zellenblockwächter haben gekehrt und Müll aufgelesen. Das machen sie sonst nie. Ich bin gespannt, was die Vorgesetzten sie als nächstes tun lassen. Die Duschen reinigen? Ich bin gespannt.
Pater Vatela kam vorbei. Wir hatten ein interessantes Gespräch über Glauben und die Gegenwart des heiligen Geistes. Was es bedeutet als eine emotionale Gefühlswallung und eine tiefes Gefühl. Sehr intelligenter Mann. Der Leiter des Todestraktes kam auch hier durch. Er hat etwas eigenartiges an sich. Einige denken, sie haben ihn durchschaut. Ich denke noch nicht. „Officer Cook“ ist allerdings durchschaut. Er ist derjenige, der unsere Post liest. Ein kurze Beschreibung? Klein, rund, verschlagener Blick, nervöse Hände und ein rasiertes, pockennarbiges Gesicht.
Mir wurde mitgeteilt, dass ich verlegt werde. Ich muss meine Bücher packen. Ich habe immer noch die meisten.

Tag 69: Dieser Papp war so gut

Mittwoch 29. Oktober 2008

Es ist fast Zeit ins Bett zu gehen. Mein Vampirgewohnheiten haben mich verlassen. Ich war es gewohnt die ganze Nacht aufzubleiben. Jetzt werden meine Augen um diese Zeit abends immer schwer. Ich schätze ich altere. J
OK, am Besten erzähle ich Euch von heute, oder ich schlafe noch mit dem Stift in meiner Hand ein! Ich habe graue Haare in meinem Bart entdeckt!! Ich mag das wirklich, auch wenn dieser Bart jetzt nicht mehr wirklich ein neues Ereignis ist. Ich wünschte, ich hätte mehr grau in meinen Haaren. Und ich wünschte, ich könnte diesen Bart manchmal abnehmen und wieder anziehen!
Die Instandhaltungscrew kam heute hier durch. Eigentlich waren es nur zwei Gefangene und ein Beamter, der sie beaufsichtigt. Ich habe ihnen zugesehen, als sie den Gang entlangkamen und in dieser Sektion zwei Zellen geöffnet haben. Sie wollten offensichtlich etwas in diesen Zellen installieren. Kameras? Alle auf DeathWatch müssen sieben Tage vor ihrem Hinrichtungsdatum in eine Überwachungszelle mit Kamera verlegt werden. Höchstwahrscheinlich wird es in Zukunft öfter aufeinander folgende Hinrichtungen geben, so wie jetzt mit Kat (18. November) ich selbst (19. November) und Blake (20. November). Im Moment sind hier nur zwei Zellen mit Kameras.
Ein Angestellter des Postraumes kam heute zu meiner Zelle. Obwohl es keine gelber Umschlag vom Gericht mit schlechten Nachrichten war (wie viel schlechter kann es eigentlich noch werden ?!), waren es dennoch schlechte Neuigkeiten. Der National Geographic wird keine Dokumentation produzieren können, weil sie wegen des Lockdown keinen Zugang zum Gefängnis bekommen. Nur Associated Press hat derzeit Zugang. Das ist schlecht, denn ich dachte, das die Dokumentation einen positiven Einfluss auf die Zuschauer haben würde.
Ich darf nicht vergessen zu erzählen, dass wir heute ein warmes Essen hatten. J Das Tablett war sauber als es meine Zelle verließ. Eigentlich sollten wir während eines Lockdown jeden dritten Tag ein warmes Essen bekommen. Es war der gleiche Papp den wir sonst auch bekommen, außer, dieser Papp war sooo gut! Hey, jemand sind laut „Happy Birthday“ im nächsten Zellenabschnitt, der auch zum Todestrakt gehört. Die letzten Worte dieser lauten Stimme waren „Ich liebe Dich, Mann!“ Gute Nacht Euch allen.

Tag 68: Ich habe viele gehen sehen

Dienstag 28. Oktober 2008

Es ist nachmittags und das Tütenessen wurde gerade verteilt. Es sind 84 Zellen in diesem Block und die Beamten (immer zu zweit) kommen hier durch mit einem Metallhebel, den sie dazu benutzen, um die Klappen an den Zellentüren zu öffnen. So bekommen wir unser Essen und durch diese Klappen werden auch die Handschellen angelegt, wenn wir irgendwo hingebracht werden. Hatte ich schon gesagt, dass wir immer in Handschellen sind? Das sind wir.
Nenno Nenno wurde in zum Duschen gebracht. Er weiß, dass er heute nacht nicht zurückkehren wird. Er hat es mir heute morgen gesagt. Ich habe darüber nachgedacht, wie es ist, wenn man diesen Horror der letzten Tage immer und immer wieder mitbekommt, und wie es abstumpfen lässt. Bis man dann selber diese letzten Tage lebt. Ich sage das, denn bevor ich hier in DeathWatch untergebracht wurde, war ich in einer Zelle die ein Fenster auf den Hof hatte in dem der Wagen geparkt ist, der die Gefangenen zur Walls Unit (die Hirichtungskammer) bringt. Ich habe viele gehen sehen. Ich habe am Anfang gesagt, dass ich nicht weiß, was mir in meinen letzten Tagen durch den Kopf gehen wird. Aber ich stur. Es schien mir, dass Nenno ruhig war als er wegging.

Tag 67: Er mag mich definitiv nicht

Montag 27. Oktober 2008

Es ist spät. Alles ist jetzt ruhig, und ich bin in der Lage klar zu denken. Zuerst möchte ich sagen, ich bin nicht sehr stolz auf die Worte, die ich heute gebraucht habe. Ich werde einfach erzählen was war. Früh am Morgen kam einen neue Durchsuchungsgruppe in den Zellenblock. Jeder von uns wurde aus der Zelle gebracht und in die Duschkabinen gesperrt. Ein Mobiltelefon wurde zwischen in der Wand zwischen mir und der Nachbarzelle gefunden. Der gleiche Beamte der auch mit mir sprach bevor ich auf Death Watch kam, war dabei und sehr verärgert. Diese neue Durchsuchungsgruppe kam von anderen Gefängniseinheiten und nachdem sie durch waren, hat der Beamte beschlossen, es an mir auszulassen. Die Hälfte meiner Sachen wurde in den Müll geworfen und einfach weggefegt. Ich habe mehrmals versucht mit diesem Beamten vernünftig zu reden, aber dann habe ich die Kontrolle über meine Worte verloren. Mein Freund Lucky aus Deutschland würde sagen, es war der lustige Gauner in meinem Hals. Ich sage, meine Geduld war einfach am Ende. Er mag mich definitiv nicht. Ich wünschte das Telefon hätte mir gehört.

Tag 66: Rocky verliert den Verstand

Sonntag 26. Oktober 2008

Die Cowboys haben gerade ein nicht beeindruckendes Spiel gewonnen, aber zumindest haben sie gewonnen. J. Ich habe nur die zweite Hälfte des Spieles mitbekommen, und das war gut. Das Radio? Es gehört nicht mir. Alvin gab es mir, aber ich dachte jemand anders könnte es noch mehr brauchen als ich, also gab ich es ihm. Ich kann es von Zeit zu Zeit ausleihen und das genügt mir. Ich bin sicher, Alvin hätte nichts dagegen.
Wir essen immer noch Sandwichs aus Tüten. Alle Gefängniseinheiten sind auf Lockdown und bekommen Tütenessen. Es ist ein unglücklicher Umstand, dass ein Mann einen Staatssenator mit einem Mobiltelefon bedrohen konnte. Jetzt sind alle Gefängnisse in Texas auf Lockdown. Verblüffend, denn das texanische Gefängnissystem ist das zweitgrößte im ganzen Land. Ich war in verschiedenen Hochsicherheitsgefängnissen. All die Jahre seit meiner Inhaftierung war ich nur in Hochsicherheitsgefängnissen. Es war eine verrückte Reise, wenn man das so sagen will. Diese Orte sind alle wie eine künstliche Welt mit manchmal unverständlichen Regeln. Eine Schlägerei nur einen Streit entfernt. Aufstände und Schlimmeres ausgelöst durch Ignoranz und Langeweile. Ich habe das jahrelang überlebt und kam dann in Isolationshaft von 1995 bis 1997. Diese Isolation war eine neue Bürde, bis ich dann in den Todestrakt geschickt wurde. Im Todestrakt zu sein bedeutete die größte mentale Belastung und war schlimmer als andere. Erst kürzlich habe ich mitbekommen, dass ein langjähriger Freund unter dieser Belastung eingeknickt ist. Rocky verliert den Verstand. Es ist Zeit, meine Knochen auszuruhen. Bettzeit.

Mittwoch, 12. November 2008

Ein wunderbarer Mensch und eine gute Freundin von Rogelio hat das nachfolgende Gedicht gefunden:

To Forgive

Those who forgive are the healers of humanity.
Rather than turning over offence or harm,
Rather than dreaming of revenge,
They stop the evil to themselves,
They exhaust its venom.
Although they could keep their fists clenched,
They open generous hands.
Deep in their heart sorrow and rancor end up overwhelmed by kindness.
Forgiveness is the most powerful action a man can fulfill.
The event that could have been the cause of an increasing brutality in the world, helps the growing of love.
People who know how to forgive transform their own wounds.
There, where they are, they heal the wound that disfigured the face of humanity since its origins: violence.
The man who forgives resembles Jesus.
The man who forgives makes God present.
Gérard Bessière

Bitte unterstützen Sie Rogelios Petition, und helfen Sie mit, sein Leben zu retten:

http://www.PetitionOnline.com/SaveRoy/petition.html

Montag, 10. November 2008

Tag 65: Ich hatte meinen Bruder erwartet, aber er wird jetzt nicht kommen

Samstag 25. Oktober 2008

Früh am Morgen. Es ist ruhig, aber das ist hauptsächlich, weil wir auf Lockdown sind. Alle möglichen Gerüchte machen die Runde. Wie auch immer, den meisten Gerüchten kann man nicht glauben. Ich habe gehört, dass der bundesstaatenweite Lockdown zu Ende ist. Dies würde bedeuten, dass wir in ein paar Tagen wieder unseren normalen Tagesablauf haben. Ich habe mit Salazar darüber geredet. Ja, wir unterhalten uns jetzt sogar. Wir hätten in der Vergangenheit nie Probleme haben dürfen. Ich werde einen juristischen Brief für ihn an eine Organisation schreiben, die ihm vielleicht helfen kann. Scooter hat mir von dieser Organisation erzählt, die sich mit seinem Fall befasst hatte. Er hatte diese Organisation erst sehr spät kontaktiert und es hat ihm nicht geholfen. Salazar hat aber noch Monate bis zu seinem Hinrichtungsdatum. Ich hoffe, dass sie ihm helfen können. Ich habe gerade herausgefunden, dass alle Besuche gestrichen sind. Also sind wir immer noch auf Lockdown. Ich hatte meinen Bruder erwartet, aber jetzt ist es sicher, dass er nicht kommen wird. Ein weiterer Tag im Todestrakt.

Tag 64: Es scheint, die Tage werden kürzer

Freitag 24. Oktober 2008

Zeit zu Duschen! Ja, Du auch! Ich bin bereit. Hier im Waschbecken zu baden ist einfach kein Vergleich. Ha. Es erinnert mich daran, wie ich als Kind von meiner Mutter oder meiner Schwester Dina im Spülbecken der Küche gebadet wurde. Ich war immer ein kleines Kind und hatte genügend Platz darin.
Es ist jetzt spät in der Nacht. Ich habe fast den ganzen Tag Briefe beantwortet. Ich weiß wirklich nicht warum, aber die Tage scheinen kürzer zu werden. An alle die mir geschrieben haben: Ich werde wahrscheinlich nicht ordentlich antworten können, es sei denn ich bekomme einen Aufschub. Meine Briefmarken und Umschläge waren begrenzt und sind jetzt aufgebraucht. Sie wollen immer noch nicht nachgeben, und mir meine Briefmarken und Umschläge wiedergeben. Ich muss also einen anderen Weg finden. Ich bin nur noch Wochen von meiner Hinrichtung entfernt, und der Grund weshalb sie mir die Sachen weggenommen haben, ist ein Witz: Mein Name und die Häftlingsnummer standen nicht darauf. Ich denke an Euch alle und ihr seid in meinem Herzen.

Tag 63: Sie haben Bobby zum Duschen gebracht; heute ist sein Hinrichtungstag

Donnerstag 23. Oktober 2008

Es scheint als würde ich jetzt früh aufwachen. Die Wächter kamen vorbei zum Zählen und es muss jetzt so etwa 7 Uhr sein. Sie haben Bobby zum Duschen gebracht. Heute ist sein Hinrichtungsdatum, deshalb darf er duschen. Genau wie Alvin, Stein und Joey duschen durften. Wir sind immer noch auf Lockdown. Irgendein Hundegesichtiger Beamter hat die Briefmarken und Umschläge von einigen Männern einbehalten. Sadistisch? Ja, aber eines Tages wird sie die Rechnung dafür bekommen. Es macht keinen Sinn. Bald werden die paar Briefmarken und Umschläge, die ich habe zu Ende sein. Wir sind auf Lockdown und ich kann nichts kaufen. Keine Seife, keine Briefmarken, nichts. Ich bin um so ärgerlicher, weil ich nicht kommunizieren kann. Die Gefängnisleitung ist froh, wenn wir uns miserabel fühlen. Ich verstehe diese Mentalität, obwohl es mich immer wieder erstaunt, dass sie selber glauben sie handeln höchst moralisch.
Diese Situation ist indikativ dafür, was das System anrichtet. Ein Kreislauf von Dummheit und Gewalt. Schlimmer noch, sie machen das jahrelang mit den Gefangenen, die eines Tages entlassen werden und wieder Teil der Gesellschaft werden sollen. Ich rede von den Gefangenen im normalen Strafvollzug. Auch dieser Männer werden mental gefoltert, bekommen Bildung verweigert und werden dann entlassen. Welchen Sinn macht das?
Gerade hat jemand gerufen, dass Bobby einen Aufschub bekommen hat. Jemand muss es in den Nachrichten gehört haben. Ich kann mir nur vorstellen, wie er und seine Familie sich jetzt fühlen. Ich bin sicher, sie sind sehr erleichtert.
Später Nachmittag. Bobby ist wieder zurück in seiner Zelle. Das ist seltsam, denn normalerweise wenn jemand einen Aufschub bekommt, dann bleibt er nicht auf Death Watch. Vielleicht hat er nur einen kurzen Aufschub bekommen? Ich bin mir nicht sicher.

Tag 62: Joey ging und kam nicht zurück

Mittwoch 22. Oktober 2008

Durch den Schleier meines Ärgers letzte Nacht, habe ich gar nicht richtig mitbekommen, dass Joey weggebracht wurde und nicht zurückkam. Mein neuer Nachbar Salazar hat mir gesagt, was in den Nachrichten kam. Joey wurde hingerichtet, während eine Hymne sang. Ganz leise höre ich Stimmen der Vernunft. Heute ist meine Welt gut. Morgen wird ein neuer Tag sein und trotz allem werde ich mich nicht beugen. Ich habe hier Briefe die versendet werden müssen. Ich werde dies tun, sobald ich dazu in der Lage bin. Ich bin noch bei Euch.

Tag 61: Ich habe den wichtigsten Teil meiner Sachen verloren

Dienstag 21. Oktober 2008

Es ist noch früh und es wird ein langer Tag werden. Ich warte darauf, dass meine Sachen durchsucht werden. Joey wurde in diese Sektion zum Duschen gebracht, weil die Duschen drüben immer noch kaputt sind. Die Zellendurchsuchung hat in der Death Watch Abteilung neben uns begonnen. Als Joey vorbeigebracht wurde, hat er nach mir gerufen. Als ich nach draußen schaute, war die Tür zu seiner Sektion offen und ich konnte eine Flut von Beamten sehen. Sie werden jetzt die Sachen von jedem von uns in den Freizeitkäfig bringen und durchsuchen. Die Zellen werden auch durchsucht, während der Gefangene solange in die Duschkabine gesperrt wird. Der gesamte Zellenblock wird heute durchsucht werden.
Ich habe jetzt erst mitbekommen, dass Joey seine Badeschuhe vor meiner Tür gelassen hat! Er hat kein Wort gesagt, als er vom Duschen kam. Er darf heute Duschen, denn heute ist sein Hinrichtungstermin. Ich war gerade dabei, einige Sachen zusammenzupacken und habe es nicht mitbekommen, als er rausgebracht wurde.
Eintrag spät in der Nacht: Ich kann es nicht glauben, dass ich den wichtigsten Teil meiner Sachen verloren habe!! Sie haben mir meine Briefmarken und Umschläge weggenommen. Welch eine Gemeinheit. Und ich habe es erst jetzt bemerkt. Ich kann es einfach nicht glauben. Was soll ich jetzt tun ?! Wir sind auf Lockdown, ich kann also keine neuen kaufen. Das ist unglaublich. Ich höre jetzt auf zu schreiben. Ich kann es nicht zulassen, dass mir dieser Vorfall die Ruhe raubt.

Donnerstag, 6. November 2008

Tag 60: Ich brauche eine richtige Dusche

Montag, 20. Oktober 2008

Immer noch auf Lockdown. Sie haben damit begonnen, uns zu den Duschen zu bringen. Sich im Waschbecken zu waschen, ist ausreichend, um sauber zu bleiben, aber eine Dusche ist immer besser. Ich brauche eine richtige Dusche und ich bin fertig.
Ein Beamter des Postraumes kam vorbei und hat mir mitgeteilt, dass eine Postkarte an mich abgelehnt wurde. Ich konnte einen Blick darauf erhaschen. Coole Karte. Eine von diesen, die sich verändert, wenn man sie bewegt.
Später Eintrag: Gigi wurde von der Psychiatrischen Station zurückgebracht. Er hat nicht viel gesagt, aber Stein’s Hinrichtung hatte etwas mit seinem Zusammenbruch zu tun. Er ist jetzt wieder in der gleichen Zelle

Tag 59: Ich werde mich weiter um meine eigenen Sachen kümmern

Sonntag 19. Oktober 2008

Die Cowboys lösen sich auf? Sie haben gegen die schwachen St. Louis Rams verloren. Ich werde mich weiter um meine eigenen Sachen kümmern, und jede Ablenkung vermeiden. Cowboys? Spielen die nicht nächste Woche? Philosophie lesend: Freedom Evolves, by Daniel C. Dennei.

Tag 58: Ich weiß, das wird viel einfacher, wenn wir darüber reden

Samstag 18. Oktober 2008

Ich sitze hier und bin fertig zum Schlafen gehen. Die letzten Stunden habe ich damit verbracht einen Artikel zu lesen, den ich vor Jahren erhalten hatte. („Wenn ein Mensch den wir lieben ein Hinrichtungsdatum hat.“) Ich habe mich nicht damit abgefunden, am 19. zu sterben, obwohl ich meine Chancen sehr genau kenne. Ich weiß, es wird viel einfacher, wenn wir darüber reden. Isabelle, Juan und Familia, wenn es wirklich zum Schlimmsten kommt, möchte ich eingeäschert werden, meine Asche soll in kleine Behältnisse kommen und unter meinen Freunden und meiner Familie verteilt werden: Isabelle, Victor, Juan, Dina, Rhianon, Bob, Gary, meine Seelsorger Maria, Adela und Margy. Ich hoffe, das ist möglich und das ist alles worum ich bitte. Nein, wartet! Noch eine Sache: Reflektiert. Seid glücklich, dass wir uns gekannt haben. Wenn Gottes Gnade meine Situation verändert und ich weitere Tage im Sonnenschein geschenkt bekomme, dann wird die Freude darüber noch größer sein. Aber, hey, ich bin immer noch hier.

Tag 57: Er legte seine Hände an die Gitterstäbe und begann zu schluchzen

17. Oktober 2008

Mitten am Nachmittag. Es ist erst ein paar Tage her, dass ich über Selbstmordversuche geschrieben habe. Dieser Morgen begann wie jeder andere auf Lockdown. Jeder machte sich fertig zum Duschen. Während des Duschens schaute einer der Beamten in George (Gigi) Whitaker’s Zelle und rannte los. Ich weiß nicht, was er sich angetan hat, aber Gigi wurde auf die Krankenstation oder die psychiatrische Station gebracht. Ich denke, er hat die Kontrolle verloren. Gestern abend wurde Stein hingerichtet und Gigi war Stein’s Zellennachbar. Ihr könnt euch vorstellen, dass sie sich oft unterhalten haben, Essen miteinander geteilt und sich nahe gestanden haben, besonders unter diesen Umständen. Sie haben sich jahrelang gekannt, aber ich glaube sie waren sich nie so nahe wie in den letzten Tagen.
Vor einer Woche hätte ich fast über Gigi geschrieben. Ich stand an meiner Tür und habe auf die Post gewartet. Gigi war im Hofkäfig als er seine Post bekam und ich habe gesehen, wie er einen Brief öffnete und zu lesen begann. Ich drehte mich um, um zu sehen, ob der Wärter mit der Post in meine Richtung kommt, aber er war nicht in meiner Nähe. Ich schaute wieder zu Gigi und er hatte den Brief hingelegt. Er ging schnell zu den gegenüberliegenden Gitterstäben. Ich konnte ihn sehen, wie er seine Hände an die Gitterstäbe legt und zu schluchzen begann. Ich stand einfach nur da. Ich fühlte mich betäubt.

Tag 56: Wir sehen ihn wahrscheinlich nie wieder

Donnerstag 16. Oktober 2008

Ich weiß nicht wie spät es ist, aber ich denke es ist kurz vor 8 Uhr morgens, weil Stein gerade in Handschellen zum Duschen gebracht wurde. Ich kann den Eingang seiner Zelle durch die Spiegelung im Überwachungscenter sehen, wenn das Licht aus ist. Mehrere Beamten warten darauf, ihn in den Besucherraum zu bringen. Er wird bis mittags Besuche haben, oder bis er einen Hinrichtungsaufschub bekommt. Um 12 Uhr wird er dann einer Leibesdurchsuchung unterzogen und nach Huntsville gebracht. Es sei denn, er bekommt einen Aufschub, was ich hoffe. Er ist auf dem Weg nach draußen. Er ruft uns zum Abschied zu. Wir sehen ihn wahrscheinlich nie wieder.
Beamte des Postraumes kamen heute durch. Ich habe das noch nicht erwähnt. Jeden Morgen kommen sie hier durch mit der juristischen Post, Büchern oder eingeschriebener Post. Auch wenn etwas abgelehnt wird, ein Brief, Briefmarken, Karten. Das passiert. Viele werden nervös, wenn sie in Richtung ihrer Zelle kommen und einen großen Umschlag haben, weil dies schlechte Nachrichten vom Gericht sein könnten.
Wow! Hoffentlich brauche ich niemals medizinische Notfallhilfe. Das medizinische Personal hat hier gerade eine Übung gemacht!! Sie hatten viele Beamte dabei, und die Trage die sie hier durchgerollt haben, ist überall angeschlagen. Sie würden uns selbst umbringen.

Tag 55: Ich bete für die Zukunft diese Menschenkindes und seinen Frieden

Mittwoch 15. Oktober 2008

Was für ein Tag. Es regnet draußen, obwohl die Sonne scheint. Ich mag das. Den Regen und die Sonne. Die Reinigungsgruppe ist schon durchgekommen. Dies bedeutet, dass ein Teil des Gefängnisses schon wieder unter normalen Konditionen arbeitet. Wenn man ständig eingesperrt ist, lernt man bestimmte Aktivitäten zu deuten. Änderungen im Tagesablauf? Etwas wird passieren.
Stein hat mit Joe B. über morgen geredet, denn morgen ist sein (Stein) Hinrichtungstag. Er hat Joe nach Begnadigungsmöglichkeiten gefragt. Es ist im Augenblick für mich schwieriger geworden zu schreiben. Ich habe ein nagendes Gefühl. Ich habe es identifiziert. Es ist Furcht. Ich bin mir nicht sicher, was der genaue Grund dafür ist. Es ist nicht nur meine Situation hier auf DeathWatch. Männer gehen zu sehen und zu wissen, was ihr Schicksal ist? Ich scheine mich stärker in ihre emotionale Lage zu versetzen, als ich dachte. Ist das möglich?
Spät in der Nacht und mein letzter Eintrag. Joey wurde wieder zurück in die Kamerazelle verlegt. Es muss schmerzhaft für ihn sein in dieser Zelle zu sein, seine Sachen einzuräumen. Ich bete für dieses Menschenkind und seine Zukunft.
Ich gehe jetzt schlafen, werde aber früh auf sein.

Tag 54: Ich spüre in meiner Brust ein Gefühl von Enge

Dienstag 14. Oktober 2008

Es ist ein verrückter Nachmittag. Wir sind definitiv auf Lockdown Status. Wir werden nicht zum Duschen geführt. Nur Alvin Kelly konnte heute morgen duschen. Heute ist sein Hinrichtungstag. Die Duschkabinen in seiner Sektion sind kaputt, also wurde er hierher zum Duschen gebracht. Er kam an meine Tür (ich bin nur ein paar Schritte entfernt) und hat sich verabschiedet. Ich hoffe, dass etwas Gutes für ihn passieren wird, obwohl ich die Ausweglosigkeit seiner Situation kenne. Dennoch werde ich nicht aufhören zu hoffen. Es ist verrückt. Ich spüre in meiner Brust ein starkes Gefühl von Enge.
Während eines Lockdown ist es immer ruhig, außer es läuft ein Footballspiel im Radio. Im Moment ist fast kein Geräusch zu hören. Jeder ist in seiner Zelle mit sich selbst beschäftigt. Ich sollte ein paar Kleidungsstücke waschen und meine Sachen aufräumen. Die Durchsuchung fängt an. Sie werden hier durchkommen, meine Sachen aus der Zelle holen, die Zelle und meine Sachen durchsuchen und mich dann wieder mit dem Rest meiner Sachen in die Zelle sperren. Eine gründliche Durchsuchung.
Jemand hat mir erzählt, dass Alvin hingerichtet wurde. Dies ist mein letzter Eintrag für heute Nacht.

Sonntag, 2. November 2008

Tag 53: Köstlich….wenn man Hunger hat

Montag 13. Oktober 2008

Diesmal haben sie uns überrascht! Wir sind im Lockdown Status. Normalerweise gibt es vorher immer Anzeichen, bevor wir auf Lockdown gehen. Diesmal nicht. Was bedeutet das? Wir sind nun 24 Stunden am Tag in unserer Zelle. Alls Privilegien sind gestrichen. Wir können nur noch dreimal die Woche duschen und es gibt “Tütenessen” (normalerweise zwei Sandwiches), für die gesamte Dauer des Lockdown. Ich bin sicher, ich werde nun ein stinkendes Monster werden, da ich keine Seife kaufen konnte! Es wird mindestens zwei Wochen dauern. Und sie werden alle Zellen und unsere Eigentum genau durchsuchen.
Später nachmittag. Unser erstes “Tütenessen” ist verteilt worden. Zwei Sandwiches. Ein kaltes Hamburger Patty und ein Erdnussbuttersandwich. Köstlich….wenn man Hunger hat.

Tag 52: Ich verdränge es

Sonntag 12. Oktober 2008

Ich habe gehört, dass die Cowboys verloren haben! Nun ja, ich habe kein Radio und habe nicht das Spiel gehört, also werde ich es verdrängen. Eintrag spät in der Nacht: Ich habe meinen Zelle geputzt, Kleidung (ja, mal wieder!) gewaschen, Briefe geschrieben und gelesen. Sonst fällt mir nichts ein. Einer von diesen langsamen Tagen.

Tag 51: Er wollte, dass ich etwas habe

Samstag 11. Oktober 2008

Hey! Hey! Ich war gerade schon wieder draußen. Ein weiterer Samstag und der Lautsprecher im Flur geht an. Es werden die Namen von denen bekannt gegeben, die heute Besuch haben, damit sie fertig sind, wenn der Besuch losgeht. Mein Name wurde nicht ausgerufen, und auch niemand sonst hier in dieser Sektion. Joey ist im Hofkäfig und er ruft nach mir.

Er hat über nichts wichtiges geredet. Manchmal glaube ich, er möchte einfach nur reden. Das ist in Ordnung. Er hat geredet, bis sein Hofgang zu Ende ging. Wenn ihr Joey sehen könntet. Er sieht so jung aus. Er sieht so nach Opie style (Pop Art) aus. Alles andere als bedrohlich. Seit ich ihn kenne, hat er nie Probleme gemacht, noch nicht einmal, wenn auf ihm rumgetrampelt wurde. Was mich so ärgert, ist die Art, wie die Todesstrafe verhängt wird. Wir sollen die Nicht-Umkehrbaren sein, die totale Gefahr. Das ist der Grund, warum man uns hinrichtet. Komplett falsch. Joey ist auf die Käfiggitter geklettert, um mir ein paar Stifte von Alvin zu geben. Alvin hat mir auch ein bischen Schreibpapier und Umschläge geschickt. Er wollte, dass ich etwas habe. Das ist verrückt. Einfach verrückt.

Tag 50: Es tut weh

Freitag 10. Oktober 2008

Es ist nachmittags. Ich war heute draußen! Joe B war auf der anderen Seite. Es ist immer cool sich mit dem alten Mann zu treffen. Er hat mir von seinen Gedanken über einige von uns erzählt. Wie er denkt, wie sie sich verhalten werden, wenn ihr Termin näher rückt. Ihr könnt euch vorstellen, warum wir darüber reden. Joey war in einem Hofkäfig in dem wir ihn sehen konnten. Ich denke, und Joe denkt das auch, Joey wird ständigen sozialen Kontakt während seiner letzten Tage brauchen. Ich hoffe, es wird nicht soweit kommen, aber für einige von uns wird die Hinrichtung eine Wahrheit werden, die nicht vermieden werden kann. Wir haben uns auch über Maverick unterhalten. Es gibt Gerüchte, dass der Mann, der sich schuldig bekannt hatte, seine Aussage widerrufen hat. Dieser Mann wird eine spätere Verurteilung bekommen, und Maverick zieht den Kürzeren. Maverick hat einen neuen Hinrichtungstermin für den 30. Oktober.

Joe B. wurde zu einem juristischen Besuch gerufen und so bin ich alleine ein bischen hin und her gelaufen. Es war gut die frische Luft zu atmen. Ich habe darüber nachgedacht, wie sich Isabelle, Juan, Rhianon und meine Familie fühlen. Es tut weh. Ich musste in die Sonne schauen und mich selbst davon überzeugen, dass der Tag gut ist und dass ich Glück habe, hier draußen zu sein.

Tag 49: Mein Enthusiasmus ist weg

Donnerstag 9. Oktober 2008

Dies ist Eintrag spät in der Nacht. Ich war heute draußen und das war gut. Ich habe mit Stein und Alvin gesprochen. Ich durfte in den Hofkäfig, bei dem auch andere von Death Watch sind. Dieser Bereich ist etwas anderes, als der Käfigbereich von meiner Sektion, aber im Grunde genommen einfach ein Käfig in dem man herum laufen kann. Alvin wollte mir von den freiwilligen Seelsorgern erzählen, die auf Death Watch vorbeikommen. Da er ein Hinrichtungsdatum hat, kommen sie jetzt öfter zu ihm. Einige hatte er vorher schon gesehen. Ich sagte ich, dass sie für ihn beten sollen, so wie er es für mich tut. Alvin.
Sich draußen zu bewegen und zu laufen hat gut getan. Ich dachte daran zu trainieren. Aber es ist nicht dasselbe. Mein Enthusiasmus ist weg. Ich fühle mich im Moment einfach nicht danach. Ich werde wieder damit anfangen, wenn ich einen Aufschub become. Ich werde es dann machen.

Tag 48: Ihr habt geschafft, dass ich an mich glaube

Mittwoch 8. Oktober 2008

Ich habe das nicht vielen erzählt, aber ich habe mich wirklich auf heute gefreut. Es ist mitten am Vormittag und Medienbesuche beginnen nicht vor 12:00 Uhr, aber ich kann es kaum abwarten, mit dem National Geographic Fernsehen zu sprechen. Ich habe mich gefragt, worum es gehen könnte und es kommen nur zwei Dinge in Frage: Ein Artikel über Höhlenmenschen (so wie ich aussehe) oder, ernsthaft, über die Todesstrafe. Ich muss mich fertig machen!
Endlich haben sie jemanden in die Zelle neben mir verlegt. Ich kann nicht sagen, dass wir Freunde sind, denn wir hatten in der Vergangenheit schon mal Probleme miteinander. Ich hoffe nur, dass die Probleme genau dort auch bleiben: in der Vergangenheit. Major Smith kam vorbei und hat mit meinem Nachbarn gesprochen. Ich habe die Unterhaltung mitgehört. Hey, ich kann nichts dazu! Ich kann es einfach hören, von dem Platz an dem ich sitze. Bei der Kontrolle hat ihm ein Beamter sein Radio und einige Umschläge weggenommen ohne offensichtlichen Grund. Der Major sagt, er wird sich darum kümmern. Das ist überraschend.
Über den National Geographic. Ich weiß nicht, ob ihr Euch das vorstellen könnt, wie ich in der kleinen Besuchszelle sitze, die Tür hinter mir geschlossen wurde. Die Handschellen wurden mir abgenommen und ich habe gewartet. Nach ein paar Minuten sind drei wichtige Personen gekommen.! Ich war nervös, aber alle drei waren sehr positiv. Mark Mannucca, Katy Jones und James Fraioli. Ich freue mich auf dieses Projekt. Sie sind daran interessiert, eine Dokumentation über die Situation der Todesstrafe zu machen, und wollten von mir wissen, ob ich daran teilnehmen möchte. Naja, ihr wisst schon, ich musste darüber nachdenken, wie viele Jahre mein Vertrag läuft, genau!!! Ich hatte nicht darüber nachgedacht, in welche Richtung dieses Tagebuch gehen würde und sogar jetzt noch bin ich über die Reaktionen positiv überrascht. Ihr habe es geschaftt, dass ich an mich glaube und ich hoffe mein Teil in dieser Dokumentation wird in diese Richtung gehen.

Tag 47: Ich weiß, dass Gott sich um mich kümmert

Dienstag 7. Oktober 2008

Heute werde ich einen geistlichen Besuch haben. Es ist immer noch ein bischen früh für Besuche. Ich bin aufgestanden um herauszufinden, woher der Lärm kommt. Die Reinigungsgruppe ist sehr laut heute. Diese Gruppe besteht aus Gefangenen des normalen Strafvollzuges, die dafür eingeteilt sind, Gebäude 12, den Todestrakt zu reinigen. Niemand der zum Tode verurteilt ist darf arbeiten. Wir sind ständig eingeschlossen. Überall wo wir hingehen, sind wir in Handschellen und werden von zwei Beamten eskortiert. Ich habe mich daran gewöhnt, obwohl ich die Farce darin erkenne, jetzt sogar noch mehr als früher. Die Jungs der Reinigungsgruppe hatten es eilig, kehrend und wischend sind sie hier durch. Sie sind nun auf dem Weg zum nächsten Zellenblock.
Mein geistlicher Besuch war gut. Maria ist ein Felsen, wir waren froh uns zu sehen. Ich habe Maria schon lange nicht mehr singen gehört. Ich weiß nicht, warum ich gerade daran gedacht habe. Sie hat für in der Vergangenheit schon gesungen, aber nicht heute. Gott segne Dich, Maria. Wenn Du dies liest, ich danke Dir für die Freundlichkeit in Deinem Herzen. Sie besorgt mir immer etwas zu essen. Ich bin sicher, sie hat ein Loch im Portemonnaie was mich betrifft. Ich sollte mich schämen, aber meine Einschränkungen sind immer noch gültig, und ich habe Hunger.
Ich weiß, dass Gott sich um mich kümmert. Zusammen mit meinen Freunden und mit meiner Familie, weiß ich, dass Gott mich schützt. Wer auch immer das liest, betet ihr für mich?.

Tag 46: Ich tue mein Bestes

Montag 6. Oktober 2008

Nachts. Heute war es sehr langweilig. Nichts ist passiert, aber ich habe Briefmarken und Seife bekommen. Niemand ist in meiner Nähe und die Wächter haben auch niemanden in den Hofkäfig gelassen, der vor meiner Zelle ist. Höhere Wachhabende versuchen den Kontakt zwischen uns, so weit wie es ihnen möglich ist, einzuschränken. Es war nicht immer so, aber die Regeln ändern sich ständig. Das positive daran ist, dass ich meine Gedanken ohne Störungen sammeln kann. Ich bin jetzt in der Lage, klarer über meine Situation nachzudenken. Ich habe viel über die verborgenen Kräfte nachgedacht, die unser Verhalten beeinflussen. Das Verhalten im Leben allgemein. Das Buch „Sway“ bestätigt Dinge, die ich früher gelesen habe. Wie wir alle unbewusst diesen emotionalen Einfluss erleben. Wir werden irgendwie alle Opfer von emotionalem Einfluss, da wir nicht bewusst über emotionale Situationen entscheiden. Sogar wenn ich mit Absicht isoliert bin und man auf mir rumtrampelt, kann ich immer noch entscheiden, wie ich mich dabei fühle. So wie ihr aus Fleisch und Blut seid, Euch der Umgebung bewusst seid, so bin ich es auch. Es gibt Momente, da drohen emotionale Unterströmungen unsere Würde hinwegzuschwemmen. Aber wir müssen das nicht zulassen. Manchmal ist es schwierig sich dagegen zu wehren. Aber ich tue mein Bestes.

Tag 45: Vielleicht kann ich Sonntage auch wieder genießen

Sonntag 5. Oktober 2008

Es ist früh und die meisten schlafen noch, aber es wird nicht lange dauern, weil heute ein Football Sonntag ist. Für viele von uns ist während der Football Saison der Sonntag das Highlight der Woche. Ich hatte auch jede Woche vor dem Cowboys Spiel Tacos. Wenn ich einen Hinrichtungsaufschub bekomme, kann ich vielleicht die Sonntage auch wieder genießen, wie in der Vergangenheit. Ich werde heute meine Zelle putzen, Kleidung waschen und lesen. Ich kann mir das Spiel der Cowboys nicht anhören, aber das Ergebnis wird mir zugerufen werden. Das ist genug für diese Tage. Letzter Eintrag dieses Tages: Was ist mit den Cowboys?! Gewonnen.

Tag 44: Er sieht verloren aus

Samstag 4 Oktober 2008

Es ist morgens und die Runde die heute zum sich Strecken rausgeht, sind in den Hofkäfigen. Elkie Taylor läuft herum. Er sieht verloren aus. Er hat immer noch keine Schnürsenkel in seinen Schuhen und sein Shirt ist sehr verknittert.
Wie schwer es mir gefallen ist, Elkie zu sagen, dass mein Hinrichtungstermin verschoben wurde. Ich habe die letzte Stunde damit verbracht, mit ihm zu reden. Sein Gesichtsausdruck hat sich nicht viel verändert, als ich ihm sagte mein Termin sei verschoben. Er hat nur mit den Augen geblinzelt und dann über seine Medikamente und die Problem gesprochen.
Ich sollte wirklich damit anfangen zu trainieren. Die Dallas Cowboys spielen morgen! Wenn sie am Verlieren sind, könnte es ja vielleicht sein, dass man nach mir ruft, um den Tag doch noch zu retten. Oder vielleicht muss ich Traineranweisungen aus der Ferne geben?! Wer weiß was morgen passiert, aber ich sollte dafür bereit sein. Es ist gut in Spielform zu sein!

Tag 43: Es gibt stumme Zeugen

Freitag 3. Oktober 2008

Es ist an Tagen wie diesem, an denen ich nicht weiß, was ich schreiben soll. Soll ich über Erlebnisse hier im Gefängnis schreiben? Über meine Meinung dazu? Oder soll ich einfach bei den Dingen bleiben die ich erlebe? All dies ist eine persönliche Erfahrung und wenn ich nicht nur reden würde, dann könnte ich Euch fühlen lassen, wie dieser Ort ist, und was er bedeutet. Wenn ich Euch die Bedeutung, das Gefühl und die Dinge spüren lassen könnte – wozu ? Ihr würdet besser verstehen, wie entsetzlich dieser Ort sein kann, aber auch wie viel Hoffnung hier ist.
Ich bin heute an Alvin herangeschlichen und habe ihn überrascht. Er ist immer noch in der Kamerazelle. Es gibt also stumme Zeugen für meine Worte: Die Beamten die ständig auf den Monitor schauen, der die letzten Tage dieses Mannes überwacht. Was denken diese stummen Zeugen? Ist es nur ein Job oder entflieht ihre Humanität dem Gefängnis in das sie es gesperrt haben.
Ich habe Alvin Kelly heute Morgen überrascht als ich an seiner Zellentür vorbeigelaufen bin auf dem Weg in den Hofkäfig. Alvin stand an seiner Tür und hat die Ereignisse des Morgens beobachtet. Seine Augen waren blutunterlaufen und sein Ausdruck verwirrt.
Ich habe dies selbst gesehen, aber es gibt noch mehr Zeugen, die unsere letzten Tage sehen…die Alvin Kelly sehen. Wenn diese Zeugen sprechen würden, würden sie die Meinung ihrer Vorgesetzten wiedergeben (wenn auch nur, um ihren Job zu behalten), und erklären, dass dies notwendig ist. Wir sind die schlimmsten Kriminellen von Texas. Die Unwiederbringlichen. Die tollwütigen Hunde, die man töten muss. Und die Wahrheit? Die stummen Zeugen werden es nicht aussprechen, dass sie lieber im Todestrakt arbeiten. Im Gegensatz zu dem normalen Strafvollzug, der ein gewalttätiges Umfeld ist, sind wir ein passives, ruhiges Segment. Viele andere Mitgefangene hier wissen nicht, wie es im normalen Strafvollzug ist, aber ich kenne die ständige Anspannung, die Angriffe auf die Wärter und die Häftlinge, die Vergewaltigungen und Demütigungen die durch die Gleichgültigkeit der Gefängnisleitung noch unterstützt werden. Das System ist so kaputt, aber niemanden scheint es zu interessieren.
Alvin Kelly sitzt in seiner Zelle, und der einzige Angriff den er führt, ist der mit dem geschriebenen Wort – mit seiner Bibel.

Tag 42: Ich habe die Absicht auch nach dem 19. November noch hier zu sein

Donnerstag 2. Oktober 2008

Warum hat Joey so lange dafür gebraucht? Joey hat mich gerade geweckt, um mir zu erzählen, dass die Cowboys gegen die Washington Redskins verloren haben!! Er hat mich deshalb aufgeweckt! Er sollte froh sein, dass ich kein Wasser nach ihm spritzen kann. Diese tragische Niederlage ist jetzt 4 Tage her. Alle die mir freundlicherweise Briefe geschrieben haben, Danke. Ich werde Euch allen antworten und ich habe die Absicht auch nach dem 19. November noch hier zu sein.

Samstag, 1. November 2008

Tag 41: Ich bin überrascht, wie viel von mir ein Rätsel bleibt

Mittwoch 1. Oktober 2008

Habe heute den ganzen Tag gelesen. Die Bücher die Du mir gesendet hast, Juan? Von den beiden, „Predictably Irrational“ ist das grundlegendere, einfacher zu lesen. „Sway“ ist wirklich faszinierend und detaillierter in den Erklärungen. Ich bin immer überrascht, wie viel von mir selbst ein Rätsel bleibt, und ich „kenne“ mich ja nun schon seit 36 Jahren! Erst in den letzten Jahrzehnten haben Neurologen angefangen zu verstehen, wie Gedanken, Gefühle usw… funktionieren. Ich hasse es mir vorzustellen, dass ich nicht mehr hier sein werde, wenn es weitere Entwicklungen darin gibt, uns selbst besser zu verstehen, zu erleben, wie die Gesellschaft davon profitiert, dass man das Individuum besser versteht. Wenn Gott will, werde ich es erleben. Nochmals vielen Dank für die Bücher, Juan, und dass ich während des letzten Jahrzehnts soviel von Dir lernen konnte. Ich betrachte mich jetzt selbst nicht mehr als ignorant.

Tag 40: Eine Football- Saison, die ich vielleicht nicht mehr erlebe

Dienstag 30. September 2008
Ich war bis vor wenigen Minuten draußen. Es war kalt. Das kalte Winterwetter schleicht sich in die Hersbszeit und ich war draußen! Joe B. war auch draußen, dreieckige Kreise laufen.
Die Cowboys haben letzten Sonntag verloren. Ich bin mir nicht sicher warum ich erwähnen sollte, dass sie verloren haben. Sie werden nächste Woche wieder spielen und die Woche darauf auch. Nächstes Jahr wird es eine neue Football Saison geben, eine Football Saison, die ich vielleicht nicht erlebe.
Die Tage werden kürzer. So viel passiert und es scheint, dass ich vieles auslasse. Worüber soll ich schreiben? Fünfzig Tage vor meinem Hinrichtungsdatum. Ich beginne, die Welt durch die Augen anderer Männer zu sehen. Andere Männer die vor mir waren, und diese Erfahrung gemacht haben. Einige haben ihr Hinrichtungsdatum überlebt. Einige nicht, aber ich glaube an einem Punkt haben sie alle genauso gefühlt, wie ich auch fühle. Unsicherheit. Ich frage mich was passieren wird. Was immer auch passieren wird, es wird von den Gerichten entschieden. Es gibt natürlich Unsicherheit, aber Gottes Wille wird geschehen. Ich kann nur beten, lächeln und weitermachen.
Was ist wichtig? Ich habe das Glück, Freunde wie Isabelle und Juan zu haben. Jeder sollte das Glück einer Isa oder Juan in seinem Leben haben. Ich habe beide. Und ich habe Rhianon, die mich auch liebt. Und ganz direkt habe ich Jose Briseno.
Eine Führung kommt durch. Alle sehen wie ganz normale Menschen aus. Ich bin gerade von der Tür weggegangen. Sehr komisch. Ich stand an der Tür und habe sie beobachtet. Drei Frauen standen so, dass sie mich sehen konnten und eine Beamter hat auf die leeren Zellen um mich herum gezeigt. Ein der Frauen sagte „Oh, ein Schüchterner.“ Ich habe mich umgedreht und bin von der Tür weggegangen.
Es ist jetzt Nacht und ich werde gleich schlafen gehen. Nur noch ein letzter Eintrag. Es war gut Alvin Kelly heute zu sehen. Alvin hat für mich gebetet und wir haben uns einen Weile unterhalten. Er wird hingerichtet werden. Ich weiß, dass klingt seltsam…. Es überhaupt zu sagen., aber wenn ihr hier gestanden hättet und diesem Mann in die Augen geblickt hättet – ich weiß es irgendwie. Alvin Kelly und ich stehen nebeneinander und schauen auf den gleichen Horizont von dieser verrückt gewordenen Welt. Vielleicht bin es auch nur ich.

Tag 39: Könnten sie denken, sie haben einen Höhlenmenschen gefunden?

Montag 29. September 2008

Morgens und alles ist ruhig. Es ist sogar ungewöhnlich ruhig, denn wir sind in diesem Teil von Death Watch nur zu dritt. Wie auch immer, es ist gut für mich. Ich war schon in einigen Abteilungen, wo der Geräuschpegel extrem hoch war, und im Moment, scheint dies hier das Gegenteil von diesen Extremen zu sein.
Hey, es wurde mir gerade Bücher gebracht! Tausend Dank, Juanski!!! Sway von Ori & Rom Brafman, und Predictably Irrational von Dan Ariely sind angekommen. Danke Juan. Diese Ort hier werde ich jetzt vergessen. Ich werde lesen bis ich einschlafe.
Ein weiterer Nachmittag ist vergangen. Ich bin gerade erst aufgewacht. Ein Wachmann hat an die Zellentür geklopft und mich geweckt. Er hatte eine Einverständniserklärung der Medien dabei und fragte mich, ob ich das unterschreiben würde und damit einverstanden wäre, vom National Geographic interviewed zu werden. Fernsehen. Meine Augen waren noch voller Schlaf, aber ich wäre dumm, wenn ich die Gelegenheit nicht nutzen würde, herauszufinden worum es geht. Ich sollte sagen, dass ich die Medien kritisch betrachte, denn es gab Interviews mit Männern hier aus dem Todestrakt, bei denen ihnen die Worte im Mund herumgedreht wurden, und sie als der Teufel selbst dargestellt wurden.
Ich kann mich aber bei National Geographic nicht daran erinnern, dass sie schon einmal jemanden verleumdet hätten, um eine Geschichte zu verkaufen. Mit diesem wachsenden Bart…könnte es sein, dass sie denken sie haben einen Höhlenmenschen gefunden? Sie werden enttäuscht sein. Es wird interessant sein herauszufinden, worum es geht.

Tag 38: Ich weiß, dass sie mich lieben

Sonntag 28. September 2008

Ich habe den ganzen Tag über unseren Besuch nachgedacht. Die Cowboys haben verloren, aber es spielt keine Rolle. Meine Schwester Dina und mein Bruder Bob waren hier. Ich möchte es vermeiden, zu viele Gefühle aufkommen zu lassen, aber mir ist klar geworden, wie sehr ich sie vermisst habe. Bob hat sich nicht wirklich verändert. Ein paar Pfund mehr, eine paar graue Haare, aber es ist der gleiche alte Bob, mein Bruder. Wir habe über unser Leben geredet, gelacht, einfach nur Spaß gehabt. Ich sah eine Traurigkeit in ihren Augen, aber sie haben es gut unterdrückt. Ich weiß nicht genau, was sie denken, aber ich kann es mir vorstellen. Ich bin der Jüngst von uns, und ich weiß, dass sie mich lieben.

Tag 37: Ich werde niemals aufgeben

Samstag 27. September 2008

Es ist nachmittags und ich habe an der Zellentür gestanden und mit Eric Nenno geredet. Interessante Unterhaltung…. Mal sehen, ob ich ihn genau beschreiben kann. Er ist ungefähr 40 Jahre alt. Richtig blass, weil die Sonne fehlt, und er rasiert seinen Kopf kahl. Er hat keine Haare auf der Brust, und, nun ja, er sieht aus wie ein kahles Huhn, dass im dunkeln leuchtet!
Ich mag Nenno. Wenn man seinen Namen zweimal schnell hintereinander sagt, klingt das lustig. Kennt ich noch Mork vom Ork, die Serie aus den Achtzigern? Mork und Mindy? NennoNenno. Versucht es! Ich nenne ihn nie anders als NennoNenno, und es macht ihm überhaupt nichts aus. Manchmal lacht er sogar.
Die Lautsprecher ging gerade an. Die zentrale Steuerung hat mir mitgeteilt, dass ich heute abend Besuch bekomme. Ich hatte meine Brüder Victor und Bob erwartet. Victor hatte mich erst vor 2 Monaten besucht, aber Bob, der mir in meinem Alter ist, nur 4 Jahre älter, habe ich seit 18 Jahren nicht gesehen! Ich habe es in der Vergangenheit nie verstanden, warum er mich nicht besucht hat, nie geschrieben hat. Ich weiß, es hat verschiedene Gründe, aber ich weiß auch, er kommt einfach nicht damit zurecht, wo ich bin. Schlimmer noch ist es für ihn, mich jetzt hier zu sehen, mein Leben ist bedroht, und er kann nichts tun. Er war immer ein großer Junge und hat für mich gekämpft, als wir Kinder waren. All meine Geschwister standen mir nie so nahe wie Juan und Isa, aber ich weiß, dass sie mich genauso stark lieben.
Ich weiß, es liegt nicht nur an ihnen, dass wir uns nicht so nahe stehen. Vielleicht ist das ja auch gut so, ansonsten hätte ich mir vielleicht ein frühes Grab beschert vor Sorge um sie, oder ich hätte meinen Verstand verloren. Ich weiß, dass sie mich auf ihre Art lieben. Ich bin der jüngste, also haben sie mich alle aufwachsen sehen, im Gegensatz zu mir, ich habe immer nur zu ihnen aufgesehen. Wir haben als Brüder oft miteinander gekämpft, aber danach bin ich immer aufgestanden, habe mir den Staub abgeklopft, geflucht und bin zu meinen Schwestern gerannt (Ich komme zurück – General Mac Arthur!). In meinem kleinen erbsengroßen Gehirn habe ich nie aufgegeben. Unbewußt habe ich während all dieser Jahre den Einfluß meiner Brüder, und auch von Dir, Juan Palomo, mit mir getragen – Juanski, das Leben hat mich oft in den Dreck geworfen, aber ich bin immer wieder aufgestanden und habe den Staub abgeklopft und bin weiter gegangen. Wenn einer von Euch das liest, Brüder, ich werde niemals aufgeben. Das sollt ihr wissen.

Tag 36: Es geht um mein Leben

Freitag 26. September 2008

Was würde ich nicht für eine Waschmaschine geben! Ich denke ich sollte versuchen das Positive darin zu sehen, wenn ich am Waschbecken stehe und die Kleidung zwischen meine Händen schrubbe. Ich denke viel. Es ist spät. Der Tag war irgendwie verschwommen. Früher am Tag gab es Gerüchte, dass jemand in einem anderen Zellenblock einen Selbstmordvesuch unternommen hat. Ich habe gehört, dass einer der Wachleute hinging im zu helfen….Wobei will er helfen? Wahrscheinlich wollte er nur nicht arbeiten und seine Neugierde befriedigen.
Selbstmordversuche passieren hier manchmal, wenn der Druck dieser Umgebung die Männer in den Wahnsinn treibt. Aber viel häufiger gibt es hier auch Wahnsinn, ohne dass jemand sich versucht umzubringen. Und dann sind da noch die, die ihr Ende ganz methodisch planen. Mike war einer davon. Deshalb haben sie auch die Kameras installiert, damit sie die letzten Tage des Verurteilten genau überwachen können. Mike hat den Staat um seine Pläne betrogen. Mike sagte immer, er sei zu Unrecht verurteilt worden, und in seiner letzten Nacht, anstatt sich durch den Staat hinrichten zu lassen, hat er sich selbst das Leben genommen. Mit seinem eigenen Blut hat er an die Wand geschrieben, dass er unschuldig ist. Ich kenne nicht seine genauen Worte. Wirklich ein seltener Fall.
Die Post kam eben und ich bin darüber informiert worden, dass mein Gefangenenstatus heraufgesetzt wurde. Die Skala reicht von 1 bis 3, drei ist am niedrigsten. Ich bin jetzt auf Level 2. Das macht keinen großen Unterschied, denn meine Einschrändungen sind noch alle in Kraft und ich werde nicht zu den anderen verlegt. Ich werde im Oktober zwei Besuche haben können. Diesen Monat warte ich immer noch darauf, dass zwei meiner Brüder mich besuchen kommen.
Ich habe nicht viel über meine Familie gesagt, auch nicht über die Menschen in meinem Leben, die ich liebe, weil ich noch nicht viel darüber nachgedacht habe, in welche Richtung dieses Tagebuch gehen soll. Ich dachte eigentlich, dass es nur über die Situation und diesen Ort hier sein würde. Offensichtlich ist es aber mehr als das. Es geht auch um Isabelle und Juan, meine besten Freunde, Rhianon, meine Liebe, Tina, meine liebe Freundin, die an mich glaubt. Letty (Nene) meine Freundin aus Kindertagen, Maria, meine Seelsorgerin, Margy und Ann, Freunde die ich schon lange kenne. Tabitha, Raul, Carmel, Lucky Ludger, Collie, Marianne, meine neuen Freunde. Es geht um mein Leben.

Tag 35: Niemand kann mich dort sehen

Donnerstag 25. September 2008

Abends. Der Freigangkäfig, der direkt vor dieser Zelle ist, wurde für uns geöffnet. Er wird genutzt, damit kein Überhang an Freigangstunden entsteht für die Gefangen auf Death Watch. Wir (Death Watch) sind ein isoliertes Segment innerhalb des Todestraktes. Es gibt aber dennoch Wege zu kommunizieren. Normalerweise durch lautes Rufen oder durch geschriebene Nachrichten die ideenreich irgendwie weitergegeben werden. Not mach eben erfinderisch. Wir sind quasi die Kinder der Not. Naja, irgendwie eben…
Ich habe mit Alvin Kelly gesprochen. Ich bin alleine im 2. Stock, aber es gibt ein paar Männer wie Alvin, die das Käfiggitter hochklettern und dann nur etwa 1,5 Meter unter mir stehen. Das ist nicht erlaubt, aber Alvin ist sturköpfig und stört sich nicht daran. Der gute alte Kelly wollte mit mir über Erlösung reden und, mein Gott, versuche ihn mal dabei aufzuhalten. Das geht nicht! Alvin ist ein Aufstand für sich und ein intelligenter Mensch, der nach der Bibel lebt. Ich habe gestern herausgefunden, dass er in die Kamerazelle verlegt worden ist, da die Gerichte sein Hinrichtungsdatum so schnell wie möglich festgesetzt hatten.
Alvin sollte innerhalb von zwei Wochen hingerichtet werden. Noch vor Scooter. Zwei Männer sind verschont worden, aber diesen Monat gehen die Exekution gehäuft weiter. Alvin, Stien, Gigi, Bobby, Joey and Nenno in diesem Monat (Oktober).
Ich bin gefragt worden, wie ich mit dem umgehe, das mir bevorsteht, und ich habe wirklich keine Antwort darauf. Nicht wirklich. Ich weiß, dass ich von der Situation nicht betäubt bin, denn ich weiß genau was passiert, wenn einer von uns fortgebracht wird und nicht zurückkehrt. Ich denke an einen Freund der hingerichtet wurde. Ein Zeuge hat mir erzählt, als das Gift zu fließen begann, sah es aus als würde er einschlafen. Minuten später wurde er für tot erklärt, aber seine Augen öffneten sich.
Ich weiß genau wo ich bin, aber ich glaube die ganzen Jahre, die ich abseits der realen Welt verbracht habe, haben mich abgehärtet gegen meinen eigenen Schmerz. Ich weine innerlich. Niemand kann mich dort sehen. Alvin wollte wissen, ob ich ein Radio habe, damit wir einen Gottesdienst haben könnten. Wie? Es ist bekannt, dass wir miteinander sprechen können, indem wir unsere Radios verdrahten und einen Kopfhörer als Mikrofon benutzen. Im Prinzip ist das eine 5-Cent Gegensprechanlage. Er wollte einen Draht über die Decke von seiner Zelle zu meiner Zelle ziehen, damit wir über Gott sprechen können, also einen Gottesdienst haben können. Guter alter Kelly und seine „Untergrund“ Kirche! Ein Problem allerdings: Ich habe kein Radio. Kinder der Not?

Sonntag, 26. Oktober 2008

Tag 34: Die Liebe droht uns zu ersticken

Mittwoch 24. September 2008

Ich erwache wieder mit dem Anblick dieser kalten Stahltür, dem Geräusch von aneinanderschlagenden Schlüsseln und den schreienden Stimmen die in dieser Welt aufwachen. – eine Welt, die genauso real ist wie die Deine. Ich wache auf Death Watch auf und, wie alle anderen um mich herum, richte ich den Blick auf den Tag, an dem der Staat mir mein Leben nehmen wird, mich hinrichten wird.
Ich habe einen Artikel geschrieben über den Ablauf einer Hinrichtung und meine Gedanken in diesen Momenten. Der Artikel heißt „The Last Sequence“ und ist auf http://deatchwatchjournal.wordpress.com/ veröffentlicht. Der Artikel beschreibt, womit wir uns hier auf Death Watch täglich beschäftigen, was in unseren Gedanken stattfindet. Wir erwachen mit dem Gedanken and die letzte Sequenz (hingerichtet zu werden) oder irgendwann während des Tages kommen uns diese Gedanken.
Wir denken auch an Dinge, die die Welt betreffen in der ihr lebt. Wie ihr, haben wir Menschen, die wir leben und an die wir oft denken. Besonders oft, da wir hier sind. Wie ihr, drücken auch wir unsere Gefühle unterschiedlich aus. Manchmal ist es nicht auszuhalten und manchmal haben wir das Gefühl, die Liebe scheint uns zu ersticken, wie es euch auch geht, wenn eine Person die ihr liebt, ein Hindernis im Leben überwunden hat und das Glück triumphiert.
Ich müsst nicht erst in eine Situation kommen, wie wir es sind, um nachzudenken, um sich umzuschauen und zu verstehen, was wirklich wichtig ist im Leben. Küsst und umarmt eure Eltern, sagt ihnen, dass ihr sie liebt. Umarmt eure Geschwister oder Kinder, damit diese wissen, dass ihr sie liebt. Wen immer ihr auch liebt, sagt es ihnen, damit sie es wissen. Wenn sie gerade nicht da sind, ruft sie an. Wir alle hier wünschen uns, dass wir dazu in der Lage wären. Freunde und Familie, meine Art meine Liebe für Euch auszudrücken und zu zeigen, scheint manchmal unterdrückt, weil ich hier in den Eingeweiden des Biestes bin, aber von hier, wenn ihr das lest, ich liebe Euch!

Tag 33: Etwas ist nicht in Ordnung

Dienstag 23. September 2008

Ich soll in ein paar Minuten zum Hofgang. Ich bin auf seit dem Frühstück und lese. Gestern wurde mir gesagt, dass aus diesem Bereich niemand montags rausgeht. Jetzt wurde mir gerade gesagt, mich fertig zu machen. Ich werde mir eine Tasse Kaffee heiß machen, während ich da draußen Kreise in Form eines Dreiecks laufe. Joe B. sollte auf der anderen Seite sein. Hmmm……ich denke ich gehe überhaupt nicht raus. Ich bin eingeschränkt worden, wurde mir gerade von einem krötenhaft aussehenden Wachmann gesagt. Kein Problem. Ich wollte sowieso nicht rausgehen. Kröte.
Mittag ist vorbei. Vorhin hat ein Mitarbeiter des Postraumes mir einen Anwaltsbrief gebracht. Anwaltspost kann nicht normal verteilt werden, also nicht von den normalen Wachleuten, die sonst die Post verteilen bzw. mitnehmen. Anwaltspost muss von einem Mitarbeiter des Postraumes gebracht werden, und in meiner Gegenwart geöffnet werden. Der Brief enthielt nicht viel neues. Es war ein Brief vom Gericht, in dem mir mitgeteilt wurde, dass mein Hinrichtungstermin verschoben wird. Sie haben aber versäumt, mir das neue Datum mitzuteilen. Sehr witzig.
Es ist spät. Ich bin von irgendetwas wach geworden…. Jemand wurde nach Death Watch verlegt. Ich erkenne die Stimme. Es ist Alvin Kelly. Old Man Kelly! Sie haben ihn in die Kamerazelle gebracht, dorthin wo eigentlich Joey sein sollte. Ich frage mich, was das soll. Ich werde es nicht vor Morgen früh herausfinden.

Tag 32: Wie schwer wird es sein, los zu lassen?

Montag 22. September 2008

Es ist jetzt zwei Wochen her, seit ich Maria das letzte Mal gesehen habe. Ich komme gerade zurück von einem Seelsorger-Besuch mit ihr. Ich bin im Moment etwas aufgedreht, denn ich hatte Zucker. Als entschuldigt, wenn ich mich nach hundert Meilen pro Stunde anhöre. Sie hat mich zu etwas zu Essen eingeladen, aber es ist immer der Zucker, auf den ich so reagiere. Mein Hand zittert unkontrollierbar. Maria’s Schuld. Ihre Seelsorger-Besuche werden nicht zu meinen sonstigen Besuchen jeden Monat gezählt (Ich habe diesen Monat nur einen Besuch). Besuche von Medienvertretern (Zeitungen, Fernsehen usw.) werden auch nicht gezählt. Es war gut Maria zu sehen und mit ihr zu reden. Es geht ihr gut.
Ich habe Maria vor Jahren getroffen. Heute kam sie mit der gleichen verschlissenen Bibel, die sie immer dabei hat. Sie hat diese Bibel schon seit Ewigkeiten! Maria wird durch ihren Glauben gestützt. Sie findet ihre Richtung in der Schrift und durch Gebete ihre Antworten. Wir reden über religiöse Ansichten, Leben und Erlösung.
Ich kann nicht sagen, dass ich einer Konfession oder Meinung komplett zustimme. Ich weiß ohne Zweifel, dass der Himmel existiert und Gott ist der Schöpfer der Existenz. Ich weiß auch, dass der Mensch in seiner Begrenztheit Gott niemals vollkommen verstehen wird, aber durch Glauben, kann man Gottes Präsenz und die Präsenz des Heiligen Geistes spüren. Das ist real.
Ich bin wissbegierig und obwohl ich Gott in seiner unendlichen Weisheit nicht ganz verstehe, verstehe ich doch, dass er der Schöpfer allen Lebens ist. Liebe in all ihren Formen ist von ihm definiert. Alle Dinge sind von seinem Willen geformt und ich bin auch ein Produkt seines Willens.
Ich habe das Glück, dass Maria mich auf Dinge aufmerksam macht. Sie hat mir heute gesagt, dass sie, wenn ich es erlaube, für mich da sein wird, wenn mein Hinrichtungstermin näher rückt. Ich kann mir vorstellen, welche Belastung das sein wird und ich denke, ich habe mich selbst noch nicht aufgegeben. Ich sollte mich wirklich für alle Möglichkeiten bereit machen. Ich frage mich, wie schwer wird es sein, los zu lassen?

Tag 31: Es ist eine unendliche Geschichte und ich wünschte mir, dass sie ein glückliches Ende hat.

Sonntag 21. September 2008

Wieder am saubermachen. Ich bin erschöpft. Naja, nicht wirklich erschöpft, einfach nur müde meine Sachen zu waschen! Es ist eine unendliche Geschichte und ich wünschte mir, dass sie ein glückliches Ende hat. Ich denke, ich sollte alle meine Kleidung wegwerfen und Grieche werden. Ich könnte mein Bettlaken als Toga benutzen –smile-. Zumsammen mit dem Bart werden sie denken ich hätte den Verstand verloren. Ha Ha. Ok, ich mache nur Witze. Ich habe meinen Verstand nicht verloren, ich habe nur einen Gang übersprungen, aber es geht mir jetzt wieder gut.
Heute ich nationaler Dallas Cowboys Tag, wie jeder Tag, an dem die Cowboys Football spielen. Yee-haw! Ich habe ein zeitlang nicht trainiert, weil ich Nackenschmerzen hatte, aber es ist jetzt besser. Ich sollte wirklich anfangen zu trainieren, damit ich in Spielform komme. Informationen über den Spielverlauf werden mir zugerufen, aber ich kann nicht sagen, wer gewinnt. (Natürlich die Cowboys!) Ich sollte fragen……Wie steht es für die Cowboys?! Das ist gut, weiter so. Ein weiteres „W“ für die Boys! Jetzt kann ich ruhig schlafen gehen. Gute Nacht!

Tag 30: Das ist nicht gut

Samstag 30. September 2008

Was für eine Nacht. Es ist jetzt morgens und ich sitze in einer schmutzigen Zelle. Ich weiß nicht, ob ich mit dem Saubermachen beginnen soll, oder besser noch warte, denn man hat mir gesagt, ich würde nochmals verlegt werden. Zuerst hatte man mich in die Zelle nebenan verlegt, die ich sauber gescheuert habe. Gerade als ich alles sauber hatte, hat man mir gesagt, dass ich wieder packen soll, und ich in eine andere Zelle komme. Offensichtlich waren die Wasserrohre defekt, und jedesmal, wenn ich die Toilettenspülung betätigt hatte, spritze das Wasser in die Zelle unter mir. Das ist nicht gut. Es wurde spät letzte Nacht und ich bin eingeschlafen, und nun bin ich hier in dieser schmutzigen Zelle. Man hat mir gesagt, dass ich vielleicht in meine alte Zelle zurück kann, wenn diese repariert ist. Also warte ich ab. Ich habe keine Lust, diese Zelle sauberzumachen, nur um dann wieder verlegt zu werden!
Ich habe die Zelle jetzt doch saubergemacht. Ich werde nicht zurück verlegt. Ich bin müde. Wir sind hier nur zu dritt. Ich bin im 2. Stock alleine und unter mir im 1. Stock sind zwei Gefangene.

Tag 29: Ich musste mich am Leben halten und geistig gesund bleiben

Freitag 19. September 2008

Ich komme gerade zurück von draußen, vom im Kreis laufen (dreieckige Kreise?). Es tat gut endlich wieder frische Luft zu atmen, und mit meinem Freund Joe B. zu reden. Ich genieße es, mit ihm über seinen Reisen und seine Jobs zu reden, und über seine Sturheit. Ich kann ihn verstehen. Während ich draußen war, hat ein Mitarbeiter des Postraumes ein Buch geliefert (The Georgetown Law Journal). Ich bin nicht sicher, wer es mir gesendet hat, aber ich habe so eine Ahnung. Ich habe Freunden über das Blackstone Career Institut erzählt, die ein Rechtsanwaltsgehilfen/Rechtspfleger-Diplom als Fernkurs anbieten, und ich hoffe, dass ich eines Tages daran teilnehmen kann. Ich werde mich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass mein Leben am 19. November zu Ende sein soll.
In mir sind immer noch Pläne und Gedanken für die Zukunft, genau wie bei allen anderen um mich herum. Ich bin die meiste Zeit meines Lebens gewandert und normalerweise alleine. Meine Mutter hat mir bei ihren Besuchen immer gesagt, dass ich eines Tages rauskommen werde. Nach unseren Besuchen bin ich dann hierher zurückgegangen und habe versucht die reale Welt zu vergessen, und dass meine Verurteilungen fehlerhaft sind. Ich hatte dem System keine Kraft entgegenzusetzen. In den ersten Jahren meiner Haft war ich in verschiedenen Hochsicherheitsgefängnissen und ich habe von einem Moment zum nächsten gelebt, immer mit dem Wissen, dass jeden Moment Gewalt losbrechen könnte. Ich wusste nur, dass ich mich am Leben halten und geistig gesund bleiben musste. Nach all diesen Jahren, habe ich beides geschafft, obwohl es Zeiten gab, in denen ich daran zweifelte.
Ich sollte jetzt erklären, dass ich ursprünglich zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. Ein Urteil, dass mittlerweile in Zweifel gezogen wird. Als ich dann im Gefängnis war, wollte ein älterer Gefangener mich zu seiner „Freundin“ machen. Wir haben gekämpft. Er starb an seinen Verletzungen und nachdem ich 4 Jahre in Isolationshaft verbracht hatte, wurde ich in den Todestrakt geschickt.
Abends. Mein Trinkwasser ist ausgefallen. Ich bin mir nicht sicher, was das Problem ist, aber ich habe kein Trinkwasser. Ich kann das nicht glauben. Ich habe darum gebeten, dies zu reparieren, aber man hat mir gesagt, man könne nichts machen, da alle Klempner im Wochenende seien. Ich werde also in den nächsten Bereich verlegt werden. Dort wird niemand sein, aber das ist gut. Es wird ruhiger sein. Ich denke ich werde dann mal packen.

Tag 28: Wenn es sein muss, werde ich ihn mitziehen

Donnerstag 18. September 2008

Ein weiterer Tag hat begonnen und die Elektrizität ist wieder hergestellt. Freizeitstunden gibt es seit gestern auch wieder. Vielleicht gehe ich morgen in den Hof? Ich komme auf jeden Fall am Montag raus, denn sie müssen mich definitiv nach 7 Tagen in der Zelle rauslassen. Joey ist jetzt neben mir. Ich hoffe es geht ihm heute besser. Er stand Scooter sehr nahe und letzte Nacht, als wir uns unterhalten haben, standen Tränen in seinen Augen als wir über Scooter sprachen. Joey’s Hinrichtungsdatum wurde verschoben, sonst wäre heute, an seinem Geburtstag sein Hinrichtungstermin gewesen. Ich bin sicher, er wird wieder auf die Beine kommen, wenn es sein muss, werde ich ihn einfach mitziehen.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Tag 27: Abends - Scooter wurde hingerichtet

Mittwoch 17. September 2008
Es ist nach dem Frühstück und ich bin immer noch auf. Einige werden denken, dass ich traurig bin. Das ist nicht ganz richtig, denn es ist mehr als das. Den größten Teil der Nacht sind meine Gedanken zu Erinnerungen vergangener Jahre gewandert. Das ist es, was unsere Gedanken tun. All die Jahre meiner Haft haben etwas mit mir gemacht. Ich denke jeder wäre so, wenn er ständig Freundschaften verlieren würde und der Wechsel von Gesichtern und Orten Alltag ist. Ich habe mich daran gewöhnt, meine Gefühle zu kontrollieren. Mehr als ein Jahrzehnt der Isolation machen das aus einem. Was mir all die Jahre in der Isolation nicht nehmen konnten, ist das, was wir alle haben: Empathie und Menschlichkeit. Es schmerzt Scooters blutunterlaufene Augen zu sehen, zu wissen, dass ich nichts tun kann, um sein Leben zu retten. Er will nicht sterben. Als er das letzte Mal hier hinausgegangen ist, waren seine letzten Worte: „Ich sehe euch alle auf der anderen Seite.“ Er ging aus diesem Zellenblock und Wärter haben seine wenigen Sachen hinterher gezogen.
Es ist mittags und alles ist zum Stillstand gekommen. Scooter wird in den Transporter geladen, der ihn nach Huntsville bringt. Er wird nicht zurückkommen. Ich habe andere gehen sehen, die nie zurückkamen.
Abends. Scooter wurde hingerichtet. Es kam in den Nachrichten. Die Post wurde verteilt. Der Wärter hatte einen Brief für Scooter, aber er ist nicht mehr da. Es ist seltsam sich vorzustellen, was sein Freund wohl fühlen wird, wenn er oder sie den Brief zurück bekommt. Ein weiterer Tag auf Death Watch ist vorbei und wir alle hier müssen irgendwie weitermachen. Joseph Ries ist jetzt in Scooter’s Zelle neben mir, denn „Joey“ hat ein bevorstehendes Hinrichtungsdatum. Und ein weiterer Mann mit Hinrichtungsdatum wurde heute auf DeathWatch verlegt. Ich habe mehrere Briefe bekommen, für die ich sehr dankbar bin und über die ich mich sehr freue. Ich muss für meine Freunde leben.

Tag 26: Es wird eine lange Nacht für ihn

Dienstag 16. September 2008
Scooters Besuche laufen jetzt im normalen Zeitplan. Er ist gerade auf dem Weg in den Besucherraum. Es ist kurz nach 8 Uhr morgens. Bevor er ging wurden ihm mehrer Taschen für seinen Besitz gegeben, damit er seine Sachen packen und aufteilen kann, wem er was hinterlassen möchte. Er möchte, dass sein Sohn seine Uhr bekommt, damit er etwas hat, das ihn an seinen Vater erinnert, wenn es zum Schlimmsten kommen sollte.
Es wird hier drinnen gerade ziemlich laut. Jeder schreit und ruft. Kein Wunder – der Strom ist wieder da. Moment, jetzt ist das Licht wieder aus. Jetzt ist es wieder da!!! Jetzt können andere wenigstens wieder Radio hören und ich bekomme Bruchstücke von Neuigkeiten. Die Cowboys haben letzte Nacht gewonnen.
Scooter ist zurück, aber er redet nicht viel. Er packt seine Sachen, damit er morgen damit fertig ist. Und da der Strom wieder da ist, kann er sich zumindest eine Packung Chili mit Bohnen heiß machen und etwas Warmes essen. Das ist gut für ihn.
Ich habe mich hingelegt, um zu schlafen, wenn ich kann. Ich habe vorhin eine Weile mit Scooter geredet und ich bin mental erschöpft. Morgen werde sie Scooter hinrichten. Er hat sein Radio an. Ich kann es hören. Er hat sich dafür entschieden, heute Nacht keine Medikamente zu nehmen und wird sehr wahrscheinlich wach bleiben. Es wird eine lange Nacht für ihn werden, und für mich auch.

Tag 25: Ein Glas kalte Realität

Montag 15. September 2008
Das Frühstück ist da und es kommt immer noch auf Papiertabletts. Die Pfannkuchen sind gut, aber ich bin nicht hungrig. Es ist nicht wirklich wichtig. Sie benutzen immer noch Papiertabletts, weil der Strom immer noch nur der Notstromversorgung dient. Wenn die Sonne untergeht, wird es hier drinnen ziemlich dunkel. Die einzige Möglichkeit dann zu lesen oder zu schreiben, ist ganz vorne an der Zellentür, wo die Notfalllichter ein wenig Licht hereinfallen lassen. Im Augenblick nutze ich diese Lichtquelle, um zu schreiben. Es ist dunkel hier. Scooter bewegt sich nebenan. Seine Ganztagsbesuche beginnen heute.
Es ist nach 8 Uhr und Scooters Besucher sind noch nicht da. Er fragt die Wärter immer wieder nach seinen Besuchen, aber sie können ihm nichts sagen, weil eigentlich alle Besuche gestrichen wurden. Niemand darf Besuch haben wegen des Stromausfalls. Seine Angst ist offensichtlich. Ich würde genauso reagieren, wenn ich diese Ungewissheit hätte über etwas so wichtiges – meine letzten Tage mit denen die ich liebe und die mich lieben. Letzte Nacht haben wir darüber geredet. Er sprach über die Möglichkeit, dass ihm seine Besuche abgelehnt werden. Ich sagte ihm, er solle optimistisch bleiben, weil er sehr aufgeregt wurde. Wer würde sich unter diesen Umständen nicht aufregen. Sie haben ihm aber gesagt, dass seine Freund und Familie kommen dürften.
Ich bin ein wenig eingenickt und die Stimme eines Wärters weckt mich auf. Scooters Besuch ist endlich eingetroffen und er soll sich für seinen Besuch fertigmachen.
Montag abend. Football und wir können die Dallas Cowboys nicht spielen hören. Alles was wir bisher wussten, ist dass wir keinen Strom hatten. Jetzt finden wir langsam heraus, welchen Schaden der Hurrikan angerichtet hat. Ein Wärter sagte uns, dass Strom und Wasser im ganzen Umkreis ausgefallen sind. Große Bäume und Wurzeln blockieren die Straßen. Die Inseln außerhalb von Houston sind Katastrophengebiet. Es stehen fast keine Häuser mehr. Wir wußten nichts davon. Ich bete, dass keine Menschen verletzt wurden.
Es ist nach 5 Uhr weil Scooter gerade von seinen Besuchen zurück kam. Er bestätigt, dass Bäume auf den Straßen liegen, und es war schwierig für seine Freund und Familie hierher zu kommen. Deshalb kamen sie auch so spät. Er sagt, dass sein Anwalt aufgegeben hat, und er dies erst heute herausgefunden hat! Wenn er das gewusst hätte, hätte er versucht woanders Hilfe zu finden. Ein Glas kalte Realität. Wer hätte gedacht, dass das passiert?! Es ist kaum zu glauben, weil das Justizsystem doch gerecht sein soll. Sein Tod ist jetzt ziemlich sicher. Seine einzige Hoffnung ist noch ein Gnadengesuch an Gouverneur Rick Perry.
Wegen dem Stromausfall wird heute Abend keine Post verteilt.

Tag 24: Erwachsene Männer weinen

Sonntag 14. September 2008

Der Strom ist ausgefallen und es wird nur Notstrom mit einem Generator erzeugt. Deshalb sind die meisten Lichter aus. Kein Strom, kein Football. Was für eine Show! Naja, alles halb so schlimm, wenn der Strom bis morgen abend wieder da ist, wenn die Cowboys spielen!
Es ist warm und feucht aber eigentlich ein guter Tag.
Nachmittags. Etwas beschäftigt mich. Eigentlich würde ich nicht darüber schreiben, aber ich denke es muss gesagt werden, damit alle eine bessere Vorstellung von hier drinnen bekommen. Ich habe gehört, wie jemand sich immer wieder die Nase putzt. Erwachsene Männer weinen. Ich möchte mit Scooter reden, aber ich weiß nicht was ich ihm sagen soll. Ich habe ihm schon gesagt, wenn nicht für sich, dann soll er wenigstens für die stark sein, die ihn lieben. Ich habe ihm zugehört, wenn er mir von seinen Hoffnungen hinsichtlich seines Falles erzählt und dann eine Minute später kommt alles hoch in ihm und er ist sich sicher, dass er hingerichtet wird.
Ich habe immer Witze gemacht, um ihn zum lachen zu bringen. Ich verstehe was er sagt und fühlt. Ich unterstütze ihn so gut ich kann. Möglicherweise sind dies die letzten Tage seines Lebens. Und jetzt liege ich hier und höre durch das Loch in der Wand seinen Schmerz. Etwas in mir sagt mir, dass ich diesen persönlichen Moment nicht stören sollte. Ich zweifle, dass ich ihm etwas von seinem Schmerz nehmen kann. Dieser Moment wird vorübergehen und ich werde hier sein, wenn er nach mir ruft. Ich schätze jeder von muss auf seine Art damit umgehen. Ich habe einen Körper in den ich mich flüchten kann.

Tag 23: Ein Platz an den ich mich flüchte, wenn die Realität droht mich zu erdrücken

Samstag 13. September 2008

Ich habe fast die ganze Nacht gelesen. Das Licht hat geflackert und ging immer wieder an und aus. Hurrikan Ike muss jetzt da sein, denn der Wind ist stärker geworden. Ich denke ich mache jetzt „Feierabend“ (oder Morgen?). Ich bin die Nacht von Freitag auf Samstag wach geblieben.
Es ist jetzt irgendwann nachmittags. Die Lunchpakete sind durch die Schlitze in den Zellentüren verteilt worden. Wir sind auf Lockdown. Ich bin mir nicht sicher, wie spät es ist. Der Wärter hat mir gerade gesagt es sei 2 Uhr nachmittags. Der Strom ist ausgeschaltet und draußen ist es dunkel Der Strom muss ausgefallen sein, während ich geschlafen habe. Draußen klappern die Gitter, der Wind pfeift und es regnet sehr stark.
Ich stand für eine Weile am Fenster, aber der Regen ist so stark, dass ich kaum das gegenüberliegende Gebäude sehen kann. Ich mag diese reinigende Natur des Regens. Ich sehe gerne dem Regen zu, und ich liebe es im Regen zu gehen. Hurrikans erinnern mich immer an sich biegende Palmen die im Wind tanzen. Sie erinnern mich an Hurrikans die ich im Süden von Texas erlebt habe, und an meine Brüder Gary und Bob. Beide sind älter als ich. Bob hat beinahe einige Zehen verloren, als wir als Kinder während eines Hurrikans gespielt haben. Gary, der nur zwei Jahre älter ist als ich, ist derjenige, an dem ich als Kind sehr hing. Das ist so lange her. Ich bin jetzt die Hälfte meines Lebens in Haft. Tatsächlich. Ich habe immer noch diese Erinnerungen an meine Vergangenheit – als ich noch frei war. Es ist ein Platz an den ich flüchte, wenn die Realität droht mich zu erdrücken. Ich liebe den Regen.

Tag 22: Er mag kalte Milch, also habe ich ihm meine angeboten.

Freitag 22. September 2008

Scooter ist zum Frühstück aufgestanden. Er hat mir gesagt, dass er Medikamente nimmt, damit er schlafen kann. Er fast nichts mehr von dem Essen, dass wir bekommen, aber er mag kalte Milch, also habe ich ihm meine angeboten.
Diesen Nachmittag ist alles zum erliegen gekommen. Ich denke wir werden auf Lockdown Status gesetzt. Glücklicherweise wurde ich bereits zum Duschen gebracht. Sogar Duschen wird während eines Lockdown gestrichen. Im Moment gehen wir dreimal die Wochen duschen, jedoch nicht am Wochenende. Während eines Lockdowns wasche ich mich im Waschbecken. Das machen die meisten von uns.
Dieser Lockdown ist wegen dem Hurrikan. Ich dachte eigentlich es sei wegen der jährlichen, zentralen Gefängnisdurchsuchung. Jeder ist jetzt auf, aber es ist viel zu still hier. Wir zwar alle in Isolation, aber irgendwie ist es doch ein Stück Normalität für uns, wenn die Wachbeamten hier durchlaufen, oder wir können Stimmen hören von anderen, während wir in unserem Hofgangkäfig sind. Ich frage mich, was die anderen um mich herum wohl denken. Manchmal kann ich an ihrer Körpersprache erkennen was sie denken, wenn ich sie draußen im Käfig sehe. Oder ich kann es an ihren Handlungen erkennen.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Tag 21: Es ist schrecklich für alle Betroffenen

11. September 2008

Joe ist endlich aufgetaucht. Es ist morgens und er hat mich aufgeweckt. Ich denke ich werde ein bischen mit dem Graubart reden. Joe ist 51, auf die 28 zugehend. Als ich in traf war er 41, auf die 27 gehend. Es ist immer gut mit ihm zu reden. Es ist erst einige Minuten her, dass er wegging. Auch ein Dallas Cowboy fan . Er hat ein Radio und bekommt das USA Today/Cowboy Star Magazin und hat somit immer die neuesten Informationen.
Mir war überhaupt nicht bewusst, welches Ausmaß Hurrikan Ike hat. Ike ist ein Hurrikan, der in unsere Richtung zieht. Ich habe das überhaupt nicht gewusst!. Ich habe vage etwas darüber gehört, aber der ganzen Sache keine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hoffe und bete, dass er uns nicht trifft. Das letzte Mal als ein größerer Hurrikan hier durchzog, Hurrikan Katrina, war es schrecklich für alle Betroffenen.
Die Cowboys gewinnen die Super Bowl dieses Jahr. Zumindest sagt Joe das, aber das hat er letztes Jahr auch gesagt! Aber ich glaube, dieses Jahr hat er recht.
Oh, und habe etwas über Bärte gelernt. Ich bin ja wirklich vorsichtig, dass ich noch nicht einmal aus Versehen eine Strähne verliere, aber, in der Tat, ein Bart muss gewaschen werden oder er fängt an zu riechen, wie jedes andere Haar auch.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Tag 20: Wir gehen damit um indem wir lachen

Mittwoch 10. September 2008

Es ist Abend. Ich habe heute das rückseitige Fenster meiner Zelle abgedeckt. Das Fenster ist eigentlich nur ein schmaler, ca. 70 cm langer Schlitz und eigentlich sollte er nicht abgedeckt werden. Ich wollte aber in Ruhe sitzen und nachdenken.
Ein Seargant kam an die Zellentür und teilte mir mit, dass mein Hinrichtungsdatum auf den 19. November verlegt worden ist. Sie müssen gemerkt haben, dass zwei am selben Tag einen Termin hatten. Diese Terminverschiebung gibt mir 12 zusätzliche Tage, sollte der Termin tatsächlich verlegt worden sein. Elkie Taylor und ich werden also nicht herausfinden, wie es ist, wenn zwei Hinrichtungen an einem Tag stattfinden sollen. Ich habe es ihm noch nicht gesagt und frage mich was er denkt und fühlt. Ich möchte es ihm nicht wirklich sagen, aber er wird es sowieso herausfinden.
Sooter hat nach mir gerufen und sich mit mir unterhalten. Er sagte, er sei sicher, dass er hingerichtet würde, weil Hood und Maverick einen Aufschub bekommen haben. Damit sinken seine Chancen. Als ob seine Chance nicht sowieso schon schlecht wären! Er hat seinem Bruder gesagt, er soll aufpassen, dass sie ihn nicht versuchen 2 oder 3 Mal umzubringen, weil ja nun zwei davongekommen sind. Er hat ihm gesagt, er soll ihnen nicht erlauben ihn immer und immer wieder umzubringen. Morbider Humor. Ich weiß, aber dass ist unsere Art damit umzugehen: Wir lachen.

Tag 19: Musical cells

Dienstag 9. September 2008

Charles Hood hat einen Hinrichtungsaufschub bekommen. Er und ich haben etwas gemeinsam: Unseren Anwalt. Sein Fall ist gut für meinen Fall. Er wird nun bald verlegt werden. Er ist im Moment in einer Zelle mit Kamera, weil sein Hinrichtungstermin schon so nah war. Sein Aufschub war eigentlich erwartet worden. (der Richter und der Staatsanwalt hatten während seiner Verhandlung ein Verhältnis miteinander), aber ich denke, wenn man ein tatsächliches Hinrichtungsdatum vor Augen hat, dann bekommt man doch Angst.
Maverick wurde auch verlegt und William Murray (Scooter) ist jetzt neben mir. Scooter soll am 17. hingerichtet werden. In einer Woche. Musical cells. Ich freue mich für Charles und habe nun direkt gesehen, wie engagiert mein Anwalt ist. Er hat Charles quasi aus der Hinrichtungskammer gezogen. Solche Anwälte sind selten und ich habe das Glück, einen solchen zu haben. Ja, ich bin sicher Gott beschützt mich. Ich danke Gott für Richard Ellis und Tina Church*.
Tina Church ist eine Privatermittlerin, die sich mit Todesstrafenfällen beschäftigt – pro bono.

Tag 18: Ich begann mich leer zu fühlen

Montag 8. September 2008

Ich hatte heute Besuch. Ich kenne Maria Fox schon seit Jahren, aber hatte nicht viele Besuche mit ihr in der letzten Zeit. Maria spürte, dass mich immer noch etwas beschäftigt und hat mit mir über meinen Glauben gesprochen. Mein Glaube könnte stärker sein. Ich kämpfe damit seit Jahren. Als Kind hat man mir etwas erzählt, dass unbewusst meinen Glauben erschüttert hat. Meine Großmutter war es, die mir erzählte, wenn mittags die Kirchenglocken läuten dann kommt der Teufel auf die Straße um die bösen Kinder zu fangen, die um diese Zeit draußen sind. Mein Großmutter hatte ein Bein durch Diabetes verloren und in ihrem Alter musste es schwierig gewesen sein auf mich und meine drei Brüder aufzupassen. An einem Sommertag, nach ihrem Tod, war ich auf dem Spielplatz der Schule, nicht weit von zu Hause, als die Glocken anfingen zu läuten. Ich begann sofort zu laufen, aber ich wusste, dass ich es nicht nach Hause schaffen würde. Also versteckte ich mich unter ein paar Büschen bis das Läuten aufhörte. Dann rannte ich so schnell es mit meinen kleinen Füssen ging, nach Hause. Ich denke, als ich heil zu Hause ankam und der Teufel mich nicht geholt hatte, hat irgendwie unbewusst meinen Glauben beeinflusst.
Vor einigen Jahre begann ich eine Leere in mir zu spüren. Ich fragte mich nach dem Sinn des Lebens und merkte, dass ich irgendwie verloren am Abgrund stehe. Ich habe manchmal immer noch diese Momente, aber heute weiß ich ohne Zweifel, dass Gott real ist und in allem das existiert zu finden ist.

Tag 17: Ein Schlägertrupp ist gerade hier vorbeigelaufen

Sonntag 7. September 2008

Um diese Jahreszeit freue ich mich immer auf den Sonntag. Die Dallas Cowboys spielen heute gegen die Cleveland Browns. Die Cowboys’ Saison beginnt heute. Ich werde das Spiel durch ein Loch in der Wand hören können. Ich habe auf diesen Tag gewartet seit dem bitteren Ende der Saison letztes Jahr. Viele Zeitungen halten die Cowboys für die Favoriten. Super Bowl Champions!
Der Schlägertrupp ist gerade hier durchgekommen, aus offensichtlich keinem anderen Grund, als uns einzuschüchtern. Eine Frau ging hinter ihnen und hat sie angefeuert. Vielleicht haben sie sich auf dem Weg zu einem Footballspiel verlaufen und die Frau versuchte ihnen den Weg zu zeigen. Was kommt als nächstes?!
Maverick ist immer noch in seiner Zelle. Das ist erstaunlich, aber morgen wird er sicherlich verlegt werden, denn sie benötigen diese “Kamerazelle” für jemand anderen in den nächsten Tagen.

Tag 16: Wir hätten es wissen müssen

Samstag 6. September 2008

Ich denke wir hätten wissen müssen, dass sie die Zellen durchsuchen würden. Eigentlich sollten sie es nicht tun, weil nichts dabei herauskommt außer ein paar verbotene Gegenstände. Während ich dies schreibe, sortieren andere ihre Sachen gerade neu. Ich habe das Durcheinander, das sie gemacht haben, noch nicht aufgeräumt, falls sie sich entscheiden noch mal zurück zu kommen. Nun ja, das Leben geht weiter.
Es ist jetzt später Nachmittag, und diejenigen, die heute Besuch bekommen werden in den Besucherraum gebracht. Samstags sind Besuche von 17:30 bis 22:30. Es ist der einzige Tag in der Woche an dem Besuche abends stattfinden.

Tag 15: Einmal die Woche gibt es Nachtisch, den ich nie mag

Freitag 5. September 2008

Hey, ein weiterer früher Morgen. Es ist sehr früh heute. Die Post ist gerade abgeholt worden. Das bedeutet es ist ungefähr 5:00 Uhr morgens. Alles ist ruhig. Maverick wird heute den ganzen Tag Besuch haben, weil es nur noch wenige Tage bis zu seiner Hinrichtung sind. Alle die an diesem Punkt sind, bekommen zwei volle Tage Besuchszeit von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr abends. Er wird heute den ganzen Tag Besuch haben, dann am Montag und am Dienstag bis mittags, da er an diesem Tag hingerichtet werden soll. Um 12 Uhr mittags an einem Hinrichtungstag kommt hier alles zum Stillstand und der Verurteilte wird in einen Transporter gebracht, der ihn zur Walls Unit nach Huntsville fährt, wo die Hinrichtungskammer ist. Der Todestrakt selbst ist in Livingston.
Ich schwebe! Jeder konnte normal einkaufen. Wir konnten 55 USD für Essen, Briefmarken und Drogerieartikel ausgeben. Joe hat für mich einige Dinge Sachen gekauft, sogar Eiscreme. Es gibt hier nur einmal pro Woche Nachtisch und nie welchen den ich mag. Ich hatte also einige Zeit keine Zucker und mein Körper reagiert jetzt auf den Zucker. Außerdem habe ich zusätzliche Briefmarken und Seife bekommen.
Etwas wichtiges: Maverick kam gerade von seinem Besuchstag zurück und wurde ins Büro geführt. Gott sei Dank, er hat einen Aufschub bekommen. Seine Frau muss außer sich vor Glück sein. Seine ganze Familie!! Sie müssen sehr erleichtert sein. Wow. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll, aber das wir sicher auch meinen Fall positiv beeinflussen. Mein Fall ist ziemlich verblüffend, wenn man alle Einzelheiten kennt.

Tag 14: Irgendetwas ist hier nicht gut

Donnerstag 4.September 2008

Es ist abends und der größte Teil des Tages vergangen. Der Leiter des Todestraktes kam heute hier vorbei. Irgendetwas ist daran nicht gut. Major Smith ist der nervöse Typ. Vor einigen Monaten wurde unser Basketballnetz entfernt, weil jedesmal eine leichte Vibration in seinem Büro zu spüren war, wenn ein Ball reingeworfen wurde. Das hat ihn gestört. Das Basketballnetz hing dort seit 1992, als dieser Teil des Gefängnisses eröffnet wurde. Es hatte anscheinend alle seine Vorgänger nicht gestört oder vielleicht doch, aber es hat auf jeden Fall Major Smith nicht überlebt.
Ich habe noch nie mit diesem Mann gesprochen, obwohl ich ihn bei verschiedenen Anlässen gesehen habe. Ich habe ihm eigentlich auch nichts zu sagen, es sei denn, er würde mir erlauben, einen Telefonanruf zu machen. Es gibt aber ein Problem. Mein Bart. Vielleicht wenn ich mich rasiere? Wer weiß? Vielleicht.
Ich durfte vom Gefängnisladen Briefmarken und ein wenig Seife kaufen. Mein Limit bei Briefmarken ist 10 USD alle zwei Wochen, und fünf Seifenstücke. Monster waschen sich nicht. Zumindest will die Gefängnisleitung und die Staatsanwaltschaft, dass ihr das glaubt. Komme ich Euch wie ein Monster vor? Verrückt.

Tag 13: Wie wenn man sein eigenes Grab schaufelt

Samstag 3. September 2008

Mein Tag hat früh angefangen. Es scheint, dass die meisten meiner Tage früh beginnen. Es gab mal eine Zeit, da hatte ich den Tagesablauf eines Vampires. Ich schlief den ganzen Tag und blieb die ganze Nacht auf. Irgendwie vermisse ich diese Nächte. Ich denke, es war eine einfachere Zeit. Ruhig und friedlich. Ich blieb auf um zu schreiben, zu lesen, Kaffee zu trinken und bevor die Nacht vorbei war, habe ich trainiert.
Wie, in einer solch engen Umgebung?
Ihr wärt erstaunt, woran man sich gewöhnen kann. Ich hatte mein eigenes Sportstudio! Ich habe ganze Stapel von aufgerollten Zeitschriften als Gewichte benutzt. Ich bestellt dies damals von einem Großhandel zu Discountpreisen. Das waren meine Gewichte.
William Murray (Scooter) ist draußen und füllt sein Hinrichtungsformular aus. Es ist verrückt, dass wir dieses Dokument vor unserer Hinrichtung ausfüllen müssen. Es ist fast wie wenn man sein eigenes Grab schaufelt, abartig, besonders, da sie ihn tatsächlich in einem Tag hinrichten wollen.
Scooter hat mich gefragt, wie man “Enchiladas” schreibt. Ich denke, er wird diese als seine letzte Mahlzeit haben wollen. Er zweifelt daran, dass er einen Aufschub bekommt, und tritt sich selber in den Hintern für das was er getan hat. Drogen sind eine gefährliche Sache. Eine Sache die uns hier alle auf DeathWatch verbindet ist Hoffnung. Scooter hat Hoffnung.

Tag 12: Ich werde mir dieses kleine Stück Persönlichkeit erhalten

Dienstag 2. September 2008

Als ich gestern draußen war, hat mich einer der Beamten angewiesen, mich zu rasieren. Ich habe mich geweigert. Ich kenne die Konsequenz (kein Hofgang mehr) und habe diese gegen meine jetzige Situation abgewogen. Als ich vor vielen Jahren inhaftiert wurde war ich noch ein Teenager und hatte fast überhaupt keinen Bartwuchs. Während all den Jahren meiner Haft wurde über mich bestimmt, dass ich mich rasiere, weil es ansonsten gegen die Gefängnisregeln verstößt. Ein Schurrbart oder ein Bart bedeuten ein Stück weit Individualität. Rebellion. Etwas einzigartiges für einen erwachsenen Mann. Dies wird gezielt durch die Gefängnisregeln ausradiert. Die gesamte Persönlichkeit und Selbstachtung wird einem genommen. Das texanische Strafvollzugssystem ist ein System der Rache und Unterdrückung anstatt der Rehabilitation. Am Ende ist es die gesamte Gesellschaft die unter den Folgen dieser regressiven Haltung zu leiden hat. Nach fast zwei Jahrzehnten Haft bedeutet etwas so einfaches wie mein Bartwuchs, dass ich 24 Stunden am Tag in meiner Zelle bleiben muss. Ich denke das erklärt viel über die Welt in der ich lebe. Ich bin mittlerweile ein erwachsener Mann und habe Bartwuchs. Ich denke ich werde ihn behalten. Ich bin sowieso auf dem niedrigsten Status den man haben kann, meine Privilegien sind bereits alle gestrichen und meine Besuche auf einen pro Monat eingeschränkt. Meine mögliche Hinrichtung ist zum Greifen nahe. Ja, ich werde dieses kleine Stück Persönlichkeit behalten.
Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll, oder traurig sein, aber ein Freund von mir wurde auf Death Watch verlegt. Sein Name ist Jose Briseno. Ich kenne „Joe“ seit der Nacht als ich im Todestrakt ankam. Ich kann mich noch an diese Nacht erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich wurde an diesem Tag zum Tode verurteilt. Als ich in die Eingangzelle kam, war es ungefähr 22:30 Uhr. Über mir war Joe. Auf der einen Seite von mir war Jim Wilkens auf der anderen Juan Garza. Ich hatte ein halbes Dutzend Tacos bei mir, die mir meine Mutter durch meinen Anwalt hatte geben lassen. Nach meiner Verurteilung hatte ich keinen Hunger, aber ich bot Jim von den Tacos an. Jim wurde ein guter Freund, genau wie Joe und Juan. Beide, Jim und Juan sind nicht mehr hier, und jetzt ist Joe hier. Er ist im gegenüberliegenden Abschnitt, ich kann aber meine Zelle nicht verlassen und so wird es wohl Tage dauern, bis ich mit ihm reden kann. Ich werde ihm aber eine Nachricht senden.
Zwei weitere Gefangene sind angekommen. Beide heißen Martinez. David und James. Ich kenne David, James kenne ich nicht so gut. Ich kenne den, der Jim genannt wird. Der andere Martinez war einmal für ein paar Tage in einer Zelle neben mir, aber wir haben uns damals wenig unterhalten, weil er mir damals erzählte er sei ein Waffenhändler und hätte für einen geheime Organisation gearbeitet. Oh, Mann, welchen Roman hast Du denn gelesen?!

Sonntag, 12. Oktober 2008

Tag 11: Die Sonne scheint und es ist ein guter Tag

Montag 1. September 2008

Ich durfte in den Außenkäfig. Gott ist gut. Die Sonne scheint und es ist ein guter Tag. Ich habe mich oft gefragt, wenn zwei Männer am gleichen Tag einen Hinrichtungstermin haben, wie sie festlegen, wer zuerst auf die Liege geschnallt wird? Ironischerweise scheint es jetzt der Fall zu sein, da Taylor und ich tatsächlich am selben Tag hingerichtet werden sollen.
Als ich draußen war, wir Elkie Taylor auch draußen. Er hat alle Berufungen verloren. Ich hatte gehört, dass er neben mir sein soll, aber ich hatte ihn nicht gesehen, da er fast nie nach draußen geht. Elkie schläft den ganzen Tag und jetzt weiß ich auch warum. Er hat große Schwierigkeiten mit seiner bevorstehenden Hinrichtung und bekommt starke Medikamente und so sieht er auch aus. Ich fragte ihn wie es ihm geht und er sagte: Mann, ich denke nur an meinen Termin.“
Wir haben darüber gesprochen und wenn es ganz schlimm kommt, dann bin ich für ihn da, wenn er eine Schulter braucht oder Aufmunterung. Wenn es tatsächlich zum Äußersten kommt, dann werden wir in den gleichen Transporter verladen und zur Walls Unit nach Huntsville transportiert. Dort ist die Hinrichtungskammer.

Tag 10: Den ganzen Tag gelesen

Sonntag 31. August 2008

Ruhiger Tag. Fast den ganzen Tag gelesen. Einige Briefe geschrieben und in der Bibel gelesen. Ich wünschte die Bibelstudien würde sich mehr mit dem Neuen Testamen statt mit dem alten befassen.

Tag 9: Ich fühle mich als würde ich ersticken

Samstag 30. August 2008
Mein Freund Juan hat mich heute besucht und es ist einige Stunden her, seitdem er gegangen ist. Ich laufe seit Stunden hin und her – ein paar Schritte nach vorn, drei Schritte zurück. Ich habe mich jetzt hingesetzt zum denken und schreiben, aber mein Stift kann die Gedanken nicht aufschreiben, die meine Gehirn immer und immer wieder denkt. Ich fühle mich als würde ich ersticken, obwohl ich ganz normal atme. Meine Hinrichtung rückt näher und die, die davon betroffen sein werden, sind in meinen Gedanken. Ich möchte nicht, dass die Menschen die mich lieben verletzt werden. Gott wird meine Gebete hören und sie werden ok sein.
Im Moment sind die Dinge hart und ich sage mir selbst, dass ich mir den Luxus von Emotionen nicht erlauben kann, da es mich nur zu etwas führen wird, dass ich verzweifelt zu kontrollieren versuche. Es ist schwer genug, jetzt zu versuchen dieses komische Gefühl loszuwerden. Ich habe erkannt was mir zu Schaffen macht, kann mich aber nur schwer davon befreien. In der Vergangenheit war ich immer der Sklave meiner Gefühle. Die Erfahrung von emotionalem Aufruhr während ich durch den Nebel meine Qual reflektierte gab mir den Schlüssel für meine Ketten. Wie auch immer, zu wissen dass ich mich verloren fühle und warum ich so fühle ist nur ein Schlüssel. Heute nacht fällt es mir schwer, dass Schlüsselloch dafür zu finden. Meine Gedanken zu steuern, und meine Seelenruhe zu finden. Ich habe absichtlich die Augen vor meiner Misere verschlossen. Es gibt hier nur einen Weg. Ich muss stark bleiben und meinen Glauben behalten. Schreiben hilft.

Tag 8: Wo zahnlose Tiger seufzen

Freitag 29. August 2008

Schon wieder Kleidung zwischen den Knöcheln reiben. Kleidung und Laken mit der Hand zu waschen, ist die Aufgabe die ich am wenigsten mag, aber es ist einfach notwendig. Was würde ich für eine Waschmaschine geben.
Heute gab es keine Führungen und ich denke der Zirkus hat für diese Woche geschlossen. Jemand hat mir erzählt, dass wir die schlimmsten und gefährlichsten Kriminellen sein sollen, und dass sie deshalb die Leute bei uns durchführen. Ich wette, die „Touristen“ lachen über unsere Zahnlosigkeit im Todestrakt, oder sie kichern über die, die hier arbeiten. Dieser Ort hier ist ein Zirkus in dem die Dompteuer brüllen und die zahnlosen Tiger seufzen.
Maverick hat seine „Hinrichtungszusammenfassung“ abgegeben, die seine gesamten letzten Anweisungen enthält und er darf heute 150 Dollar für Lebensmittel und Sachen aus dem Gefängnisladen ausgeben.

Tag 7: Isoliert im eigenen Käfig

Donnerstag 28. August 2008

Der Vormittag kam und ging. Ich war als erster auf und draußen zum Hofgang. Ich war im Außenkäfig und konnte mich strecken und ein paar Schritte gehen. Mal sehen, ob ich diesen Bereich beschreiben kann. Stell Dir eine hohe Betonbox mit Wänden im Abstand von ca. 9 Metern vor und einem Gitter oben. Diese Box ist dann noch mal durch ein Gitter geteilt, so dass zwei dreieckige Abteile entstehen. Dieses Dreieck ist der Bereich, in dem wir unseren Hofgang machen. Wir sind immer zu zweit in diesem Käfig, aber durch das Gitter isoliert.

Tag 6: Die Chancen stehen gegen uns

Mittwoch 27. August 2008

Ich wurde davon wach, dass jemand „Zellendurchsuchung“ gerufen hat. Die Toilettenspülungen wurden abgeschaltet, damit nichts weggespült werden kann. Das gelingt selten. Wir werden alle mit Handschellen gefesselt und müssen raus aus den Zellen, damit die Suche nach den Atomsprengköpfen beginnen kann.
Letzte Nacht blieb ich auf. Manchmal erscheint mir alles so irreal. Ich saß still und konnte Maverick neben mir hören, wie er sich in seiner Zelle bewegte. Sein Licht war aus und ich starrte an die Wand vor mir. Mein Blick ist nicht fokusiert und meine Gedanken sind am wandern. Ich dachte daran, wie jemand vor mir in dieser Zelle war und dann hingerichtet wurde. Surreal. Die Wahrheit ist, von den 13 Gefangenen, die im Moment auf DeathWatch sind, werden nur ein oder zwei das Ende des Jahre erleben. Die Chancen stehen sehr schlecht für jeden von uns.
Ich muss meine Sachen waschen. Es ist nachmittags. Eine weitere Führung kam gerade durch. Sie gingen auch in den leeren Bereich, wo die Isolationszelle ist… und die Monster gehalten werden? Was ein Witz. Die meisten der Beamten die hier arbeiten sind zum Glück schon älter. Die Besucherführung bestand hauptsächlich aus Männern. Ich schäme mich das zuzugeben, weil es sich wahrscheinlich primitiv anhört, aber ich möchte gerne wissen, wer diese Männer sind und was sie tun.

Tag 5: Wie Freaks in einer Zirkus-Show

Dienstag 26. August 2008

Ich hatte es noch gar nicht wahrgenommen, aber heute gibt es keinen Hofgang. Ich wurde in Handschellen zur Dusche gebracht. Außerhalb der Zelle sind wir immer in Handschellen.
Es ist ein besonders ruhiger Tag. Gott beschützt mich immer noch. Es ist ein guter Tag.
Ich sprach mit Maverick und er erzählte mir, dass er kürzlich die Abschlussprüfung von seinem juristischen Korrespondenzkurs eingereicht hat. Er hofft, dass die Ergebnisse noch vor seinem Hinrichtungstermin eintreffen. Er möchte unbedingt wissen, ob er die Prüfung bestanden hat. Er ist aber immer noch hoffnungsvoll, dass ihm die Gerichte einen Aufschub gewähren, wegen dem Schuldeingeständnis des wahren Schuldigen und anderen Gründen, die seine Berufung unterstützen.
Ein Sergeant war gerade hier und hat mir offiziell mitgeteilt, dass ein Handy in meinem Besitz gefunden wurde. Es ist strengstens verboten eines zu besitzen, also denke ich, dass er mir mitteilen wollte, dass ich in sehr großen Schwierigkeiten bin. Ich habe keine Ahnung, wovon er überhaupt redet. Handys kosten Vermögen und ich muss sparen.
Eine Tour von „Anzügen“ kam durch den Zellenblock. Einer ist ein Texas Ranger (sein Namensschild sagte das aus). Ich habe keine Ahnung, wer die anderen waren, aber solche Führungen finden immer wieder statt. DeathWatch Zellenblocks sind beliebter als die normalen Zellen oder der reguläre Todestrakt. Ich bin hier erst seit einigen Tagen, und es wurde mir bereits gesagt, dass hier oft Leute durchgeführt werden, mindestens einmal pro Woche. Die meisten Gefangenen hier sagen, dass sie sich wie die Freaks in einer Zirkus-Show fühlen.

Tag 4: Ich hatte so viele Fragen

Montag 25. August 2008
Es ist morgens. Ich war die ganze Nacht auf und habe gelesen. Ich lese manchmal wahllos Kapitel aus der Bibel. All diese Jahre hatte ich so viele Fragen über unsere Existenz und die Dinge überhaupt, die physischen und die metaphysischen. Ich lese auch Fantasy-Geschichten. Ich lese nicht viele Romane, und wenn, dann nur eine bestimmte Richtung und ziemlich unglaublich: Drachen und Zauberer, Königinnen und Könige. Aber normalerweise lese ich, um etwas zu lernen. Ich dachte, morgen sei Labor Day und deshalb habe ich nichts geschrieben, aber ich hätte es tun sollen!!
Ich muss noch allen mitteilen, wohin ich verlegt wurde. Ich dachte ich werde es nach und nach tun, wenn ich meine Briefe beantworte. Da ich meine Vergünstigungen verloren habe, sind meine Briefmarken limitiert. Außerdem kommt noch dazu, wie ich es mitteile. Ich werde hoffentlich wissen, was ich sage.
Es ist abends. Ich habe mit Maverick gesprochen, der neben mir ist. Seine Schuld ist fraglich, aber ist nur wenige Tage von der Hinrichtungskammer entfernt. Er hofft auf weitere rechtliche Möglichkeiten. Ein anderer Mann, der auch im Todestrakt ist, hat die Wahrheit über das Verbrechen gesagt, das Maverick begangen haben soll. Man sollte meinen, dass dies ausreicht, um das Verfahren noch mal aufzurollen, aber die Wahrheit ist, dass einen technische Gründe der Gesetzgebung genauso umbringen können, wie tatsächlich schuldig zu sein. Eine Kamera wurde in seiner Zelle installiert und er wird nun 24 Stunden überwacht, weil es nur noch zwei Wochen bis zu seiner Hinrichtung sind.

Tag 3: Haare schneiden, Duschen und Zellendurchsuchung

Sonntag 24. August 2008

Es ist Sonntag und heute passiert nichts, nur Haare schneiden, Duschen und Zellendurchsuchung. Ich werde heute überwiegend lesen und schlagen. Der diensthabende Beamte des Zellenblocks hat mich angewiesen, mich für meine Dusche fertigzumachen. In der Zwischenzeit hat aber eine Gruppe Beamter mit Handschuhen damit begonnen, den gegenüberliegenden Zellenblock zu durchsuchen. So ist das Leben.

Tag 2: Was einen tief verletzt

Samstag 23. August 2008

Ich weiß nicht, wie spät es ist. Ich habe keine Uhr und aus diesem Grund werde ich immer morgens, nachmittags, abends oder nachts sagen. Das sollte funktionieren. Es ist jetzt morgens. Alle meine Privilegien wurden für 120 Tage ausgesetzt. Es wird behauptet, ich habe ein Handy gehabt, was gegen die Gefängnisregeln verstößt. So ist das halt. Ich erwachte zu einem Frühstück mit Eiern, steinharten Brötchen, Haferflocken und Birne. Frühstück gibt es um 3:00 Uhr morgens. Unglaublich? Es ist so. Ich bin dann wachgeblieben, weil ich verschiedene Sachen zu schreiben hatte. Ich bin einer von insgesamt zwei Abteilung auf der Überwachungseinheit, aber ich habe verschiedene Freunde im gegenüberliegenden Zellenblock. Männer, die nicht von einer unmittelbaren Hinrichtung bedroht sind. Ich möchte sie wissen lassen, dass ich hier auf DeathWatch bin und sie fragen, ob sie Kaffee oder Essen übrig haben. Ich hoffe, dass sie vielleicht auch ein Radio für mich haben, aber das ist nur Wunschdenken. Ich vermisse es Rock’n’Roll und die Footballspiele zu hören. Die Dallas Cowboys Footballspiele.
Es sind hier noch 12 weitere Männer, die ebenfalls ein Hinrichtungsdatum haben. Einer davon (Elkie Taylor) hat am gleichen Tag wie ich seinen Termin. Das ist verrückt. Ich kann nicht sagen, dass es enge Freunde von mir sind, aber ich kenne sie alle. Um das zu verstehen, geht bitte auf die Seite der CCADP und lest an American Chronicle: http://www.ccadp.org/americanchronicle.htm Freundschaft hier drinnen ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite, ist es schön, Freunde zu haben, aber sie zu verlieren verletzt einen tief. Es ist morgens und die erste Runde für den Hofgang wird bald losgehen. William Murray (Scooter) ist bei den ersten. Ich werde ihn bitten, meine Notizen unter den Türen auf der anderen Seite des Zellenblocks zu verteilen. Ich habe einen Stab an einer Schnur die ich benutze, um etwas in den „Freizeitkäfig“ zu befördern. Ich werde meinen Hofgang später haben.
Es ist nachmittags. Ich hatte Hofgang und habe geduscht. Ich wurde in den nächsten Block verlegt. Dieser Block ist auch für DeathWatch reserviert und besteht aus 14 Zellen. Diese Zellen sind aber leer. Seitdem der Oberste Gerichtshof entschieden hatte, das wieder Hinrichtungen stattfinden können, wurden diese Zellen geräumt, um bereit zu sein, für die Gefangenen, die ihre Berufungen verloren haben und auf ihre Hinrichtung warten. Diese Zellen gehörten nicht immer zu DeathWatch. Ich war schon einmal hier in diesem Zellenblock und es jetzt seltsam, hier ganz alleine zu sein und alle Zellen neben mir sind leer.