Aufschub für Rogelio!!!


Am 17. November hat ein Richter Rogelio einen Aufschub der Hinrichtung bis März 2009 gewährt.

Im Moment fehlen uns allen die Worte um unsere unbeschreibliche Freude und Erleichterung auszudrücken.

Von ganzem Herzen danken wir allen, die uns die letzten Tage und Wochen unterstützt haben.

Update Dezember 2008:
Roy bedankt sich bei allen Lesern für die große Unterstützung. Er hat sich entschieden, den Blog im Moment nicht fortzuführen und bittet alle um Verständnis für diese Entscheidung. Er wird sich in den kommenden Wochen und Monaten auf seinen Fall konzentrieren.
Neue Gerichtsentscheidungen werden hier gepostet.



Samstag, 1. November 2008

Tag 35: Niemand kann mich dort sehen

Donnerstag 25. September 2008

Abends. Der Freigangkäfig, der direkt vor dieser Zelle ist, wurde für uns geöffnet. Er wird genutzt, damit kein Überhang an Freigangstunden entsteht für die Gefangen auf Death Watch. Wir (Death Watch) sind ein isoliertes Segment innerhalb des Todestraktes. Es gibt aber dennoch Wege zu kommunizieren. Normalerweise durch lautes Rufen oder durch geschriebene Nachrichten die ideenreich irgendwie weitergegeben werden. Not mach eben erfinderisch. Wir sind quasi die Kinder der Not. Naja, irgendwie eben…
Ich habe mit Alvin Kelly gesprochen. Ich bin alleine im 2. Stock, aber es gibt ein paar Männer wie Alvin, die das Käfiggitter hochklettern und dann nur etwa 1,5 Meter unter mir stehen. Das ist nicht erlaubt, aber Alvin ist sturköpfig und stört sich nicht daran. Der gute alte Kelly wollte mit mir über Erlösung reden und, mein Gott, versuche ihn mal dabei aufzuhalten. Das geht nicht! Alvin ist ein Aufstand für sich und ein intelligenter Mensch, der nach der Bibel lebt. Ich habe gestern herausgefunden, dass er in die Kamerazelle verlegt worden ist, da die Gerichte sein Hinrichtungsdatum so schnell wie möglich festgesetzt hatten.
Alvin sollte innerhalb von zwei Wochen hingerichtet werden. Noch vor Scooter. Zwei Männer sind verschont worden, aber diesen Monat gehen die Exekution gehäuft weiter. Alvin, Stien, Gigi, Bobby, Joey and Nenno in diesem Monat (Oktober).
Ich bin gefragt worden, wie ich mit dem umgehe, das mir bevorsteht, und ich habe wirklich keine Antwort darauf. Nicht wirklich. Ich weiß, dass ich von der Situation nicht betäubt bin, denn ich weiß genau was passiert, wenn einer von uns fortgebracht wird und nicht zurückkehrt. Ich denke an einen Freund der hingerichtet wurde. Ein Zeuge hat mir erzählt, als das Gift zu fließen begann, sah es aus als würde er einschlafen. Minuten später wurde er für tot erklärt, aber seine Augen öffneten sich.
Ich weiß genau wo ich bin, aber ich glaube die ganzen Jahre, die ich abseits der realen Welt verbracht habe, haben mich abgehärtet gegen meinen eigenen Schmerz. Ich weine innerlich. Niemand kann mich dort sehen. Alvin wollte wissen, ob ich ein Radio habe, damit wir einen Gottesdienst haben könnten. Wie? Es ist bekannt, dass wir miteinander sprechen können, indem wir unsere Radios verdrahten und einen Kopfhörer als Mikrofon benutzen. Im Prinzip ist das eine 5-Cent Gegensprechanlage. Er wollte einen Draht über die Decke von seiner Zelle zu meiner Zelle ziehen, damit wir über Gott sprechen können, also einen Gottesdienst haben können. Guter alter Kelly und seine „Untergrund“ Kirche! Ein Problem allerdings: Ich habe kein Radio. Kinder der Not?

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