Aufschub für Rogelio!!!


Am 17. November hat ein Richter Rogelio einen Aufschub der Hinrichtung bis März 2009 gewährt.

Im Moment fehlen uns allen die Worte um unsere unbeschreibliche Freude und Erleichterung auszudrücken.

Von ganzem Herzen danken wir allen, die uns die letzten Tage und Wochen unterstützt haben.

Update Dezember 2008:
Roy bedankt sich bei allen Lesern für die große Unterstützung. Er hat sich entschieden, den Blog im Moment nicht fortzuführen und bittet alle um Verständnis für diese Entscheidung. Er wird sich in den kommenden Wochen und Monaten auf seinen Fall konzentrieren.
Neue Gerichtsentscheidungen werden hier gepostet.



Sonntag, 26. Oktober 2008

Tag 34: Die Liebe droht uns zu ersticken

Mittwoch 24. September 2008

Ich erwache wieder mit dem Anblick dieser kalten Stahltür, dem Geräusch von aneinanderschlagenden Schlüsseln und den schreienden Stimmen die in dieser Welt aufwachen. – eine Welt, die genauso real ist wie die Deine. Ich wache auf Death Watch auf und, wie alle anderen um mich herum, richte ich den Blick auf den Tag, an dem der Staat mir mein Leben nehmen wird, mich hinrichten wird.
Ich habe einen Artikel geschrieben über den Ablauf einer Hinrichtung und meine Gedanken in diesen Momenten. Der Artikel heißt „The Last Sequence“ und ist auf http://deatchwatchjournal.wordpress.com/ veröffentlicht. Der Artikel beschreibt, womit wir uns hier auf Death Watch täglich beschäftigen, was in unseren Gedanken stattfindet. Wir erwachen mit dem Gedanken and die letzte Sequenz (hingerichtet zu werden) oder irgendwann während des Tages kommen uns diese Gedanken.
Wir denken auch an Dinge, die die Welt betreffen in der ihr lebt. Wie ihr, haben wir Menschen, die wir leben und an die wir oft denken. Besonders oft, da wir hier sind. Wie ihr, drücken auch wir unsere Gefühle unterschiedlich aus. Manchmal ist es nicht auszuhalten und manchmal haben wir das Gefühl, die Liebe scheint uns zu ersticken, wie es euch auch geht, wenn eine Person die ihr liebt, ein Hindernis im Leben überwunden hat und das Glück triumphiert.
Ich müsst nicht erst in eine Situation kommen, wie wir es sind, um nachzudenken, um sich umzuschauen und zu verstehen, was wirklich wichtig ist im Leben. Küsst und umarmt eure Eltern, sagt ihnen, dass ihr sie liebt. Umarmt eure Geschwister oder Kinder, damit diese wissen, dass ihr sie liebt. Wen immer ihr auch liebt, sagt es ihnen, damit sie es wissen. Wenn sie gerade nicht da sind, ruft sie an. Wir alle hier wünschen uns, dass wir dazu in der Lage wären. Freunde und Familie, meine Art meine Liebe für Euch auszudrücken und zu zeigen, scheint manchmal unterdrückt, weil ich hier in den Eingeweiden des Biestes bin, aber von hier, wenn ihr das lest, ich liebe Euch!

Tag 33: Etwas ist nicht in Ordnung

Dienstag 23. September 2008

Ich soll in ein paar Minuten zum Hofgang. Ich bin auf seit dem Frühstück und lese. Gestern wurde mir gesagt, dass aus diesem Bereich niemand montags rausgeht. Jetzt wurde mir gerade gesagt, mich fertig zu machen. Ich werde mir eine Tasse Kaffee heiß machen, während ich da draußen Kreise in Form eines Dreiecks laufe. Joe B. sollte auf der anderen Seite sein. Hmmm……ich denke ich gehe überhaupt nicht raus. Ich bin eingeschränkt worden, wurde mir gerade von einem krötenhaft aussehenden Wachmann gesagt. Kein Problem. Ich wollte sowieso nicht rausgehen. Kröte.
Mittag ist vorbei. Vorhin hat ein Mitarbeiter des Postraumes mir einen Anwaltsbrief gebracht. Anwaltspost kann nicht normal verteilt werden, also nicht von den normalen Wachleuten, die sonst die Post verteilen bzw. mitnehmen. Anwaltspost muss von einem Mitarbeiter des Postraumes gebracht werden, und in meiner Gegenwart geöffnet werden. Der Brief enthielt nicht viel neues. Es war ein Brief vom Gericht, in dem mir mitgeteilt wurde, dass mein Hinrichtungstermin verschoben wird. Sie haben aber versäumt, mir das neue Datum mitzuteilen. Sehr witzig.
Es ist spät. Ich bin von irgendetwas wach geworden…. Jemand wurde nach Death Watch verlegt. Ich erkenne die Stimme. Es ist Alvin Kelly. Old Man Kelly! Sie haben ihn in die Kamerazelle gebracht, dorthin wo eigentlich Joey sein sollte. Ich frage mich, was das soll. Ich werde es nicht vor Morgen früh herausfinden.

Tag 32: Wie schwer wird es sein, los zu lassen?

Montag 22. September 2008

Es ist jetzt zwei Wochen her, seit ich Maria das letzte Mal gesehen habe. Ich komme gerade zurück von einem Seelsorger-Besuch mit ihr. Ich bin im Moment etwas aufgedreht, denn ich hatte Zucker. Als entschuldigt, wenn ich mich nach hundert Meilen pro Stunde anhöre. Sie hat mich zu etwas zu Essen eingeladen, aber es ist immer der Zucker, auf den ich so reagiere. Mein Hand zittert unkontrollierbar. Maria’s Schuld. Ihre Seelsorger-Besuche werden nicht zu meinen sonstigen Besuchen jeden Monat gezählt (Ich habe diesen Monat nur einen Besuch). Besuche von Medienvertretern (Zeitungen, Fernsehen usw.) werden auch nicht gezählt. Es war gut Maria zu sehen und mit ihr zu reden. Es geht ihr gut.
Ich habe Maria vor Jahren getroffen. Heute kam sie mit der gleichen verschlissenen Bibel, die sie immer dabei hat. Sie hat diese Bibel schon seit Ewigkeiten! Maria wird durch ihren Glauben gestützt. Sie findet ihre Richtung in der Schrift und durch Gebete ihre Antworten. Wir reden über religiöse Ansichten, Leben und Erlösung.
Ich kann nicht sagen, dass ich einer Konfession oder Meinung komplett zustimme. Ich weiß ohne Zweifel, dass der Himmel existiert und Gott ist der Schöpfer der Existenz. Ich weiß auch, dass der Mensch in seiner Begrenztheit Gott niemals vollkommen verstehen wird, aber durch Glauben, kann man Gottes Präsenz und die Präsenz des Heiligen Geistes spüren. Das ist real.
Ich bin wissbegierig und obwohl ich Gott in seiner unendlichen Weisheit nicht ganz verstehe, verstehe ich doch, dass er der Schöpfer allen Lebens ist. Liebe in all ihren Formen ist von ihm definiert. Alle Dinge sind von seinem Willen geformt und ich bin auch ein Produkt seines Willens.
Ich habe das Glück, dass Maria mich auf Dinge aufmerksam macht. Sie hat mir heute gesagt, dass sie, wenn ich es erlaube, für mich da sein wird, wenn mein Hinrichtungstermin näher rückt. Ich kann mir vorstellen, welche Belastung das sein wird und ich denke, ich habe mich selbst noch nicht aufgegeben. Ich sollte mich wirklich für alle Möglichkeiten bereit machen. Ich frage mich, wie schwer wird es sein, los zu lassen?

Tag 31: Es ist eine unendliche Geschichte und ich wünschte mir, dass sie ein glückliches Ende hat.

Sonntag 21. September 2008

Wieder am saubermachen. Ich bin erschöpft. Naja, nicht wirklich erschöpft, einfach nur müde meine Sachen zu waschen! Es ist eine unendliche Geschichte und ich wünschte mir, dass sie ein glückliches Ende hat. Ich denke, ich sollte alle meine Kleidung wegwerfen und Grieche werden. Ich könnte mein Bettlaken als Toga benutzen –smile-. Zumsammen mit dem Bart werden sie denken ich hätte den Verstand verloren. Ha Ha. Ok, ich mache nur Witze. Ich habe meinen Verstand nicht verloren, ich habe nur einen Gang übersprungen, aber es geht mir jetzt wieder gut.
Heute ich nationaler Dallas Cowboys Tag, wie jeder Tag, an dem die Cowboys Football spielen. Yee-haw! Ich habe ein zeitlang nicht trainiert, weil ich Nackenschmerzen hatte, aber es ist jetzt besser. Ich sollte wirklich anfangen zu trainieren, damit ich in Spielform komme. Informationen über den Spielverlauf werden mir zugerufen, aber ich kann nicht sagen, wer gewinnt. (Natürlich die Cowboys!) Ich sollte fragen……Wie steht es für die Cowboys?! Das ist gut, weiter so. Ein weiteres „W“ für die Boys! Jetzt kann ich ruhig schlafen gehen. Gute Nacht!

Tag 30: Das ist nicht gut

Samstag 30. September 2008

Was für eine Nacht. Es ist jetzt morgens und ich sitze in einer schmutzigen Zelle. Ich weiß nicht, ob ich mit dem Saubermachen beginnen soll, oder besser noch warte, denn man hat mir gesagt, ich würde nochmals verlegt werden. Zuerst hatte man mich in die Zelle nebenan verlegt, die ich sauber gescheuert habe. Gerade als ich alles sauber hatte, hat man mir gesagt, dass ich wieder packen soll, und ich in eine andere Zelle komme. Offensichtlich waren die Wasserrohre defekt, und jedesmal, wenn ich die Toilettenspülung betätigt hatte, spritze das Wasser in die Zelle unter mir. Das ist nicht gut. Es wurde spät letzte Nacht und ich bin eingeschlafen, und nun bin ich hier in dieser schmutzigen Zelle. Man hat mir gesagt, dass ich vielleicht in meine alte Zelle zurück kann, wenn diese repariert ist. Also warte ich ab. Ich habe keine Lust, diese Zelle sauberzumachen, nur um dann wieder verlegt zu werden!
Ich habe die Zelle jetzt doch saubergemacht. Ich werde nicht zurück verlegt. Ich bin müde. Wir sind hier nur zu dritt. Ich bin im 2. Stock alleine und unter mir im 1. Stock sind zwei Gefangene.

Tag 29: Ich musste mich am Leben halten und geistig gesund bleiben

Freitag 19. September 2008

Ich komme gerade zurück von draußen, vom im Kreis laufen (dreieckige Kreise?). Es tat gut endlich wieder frische Luft zu atmen, und mit meinem Freund Joe B. zu reden. Ich genieße es, mit ihm über seinen Reisen und seine Jobs zu reden, und über seine Sturheit. Ich kann ihn verstehen. Während ich draußen war, hat ein Mitarbeiter des Postraumes ein Buch geliefert (The Georgetown Law Journal). Ich bin nicht sicher, wer es mir gesendet hat, aber ich habe so eine Ahnung. Ich habe Freunden über das Blackstone Career Institut erzählt, die ein Rechtsanwaltsgehilfen/Rechtspfleger-Diplom als Fernkurs anbieten, und ich hoffe, dass ich eines Tages daran teilnehmen kann. Ich werde mich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass mein Leben am 19. November zu Ende sein soll.
In mir sind immer noch Pläne und Gedanken für die Zukunft, genau wie bei allen anderen um mich herum. Ich bin die meiste Zeit meines Lebens gewandert und normalerweise alleine. Meine Mutter hat mir bei ihren Besuchen immer gesagt, dass ich eines Tages rauskommen werde. Nach unseren Besuchen bin ich dann hierher zurückgegangen und habe versucht die reale Welt zu vergessen, und dass meine Verurteilungen fehlerhaft sind. Ich hatte dem System keine Kraft entgegenzusetzen. In den ersten Jahren meiner Haft war ich in verschiedenen Hochsicherheitsgefängnissen und ich habe von einem Moment zum nächsten gelebt, immer mit dem Wissen, dass jeden Moment Gewalt losbrechen könnte. Ich wusste nur, dass ich mich am Leben halten und geistig gesund bleiben musste. Nach all diesen Jahren, habe ich beides geschafft, obwohl es Zeiten gab, in denen ich daran zweifelte.
Ich sollte jetzt erklären, dass ich ursprünglich zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. Ein Urteil, dass mittlerweile in Zweifel gezogen wird. Als ich dann im Gefängnis war, wollte ein älterer Gefangener mich zu seiner „Freundin“ machen. Wir haben gekämpft. Er starb an seinen Verletzungen und nachdem ich 4 Jahre in Isolationshaft verbracht hatte, wurde ich in den Todestrakt geschickt.
Abends. Mein Trinkwasser ist ausgefallen. Ich bin mir nicht sicher, was das Problem ist, aber ich habe kein Trinkwasser. Ich kann das nicht glauben. Ich habe darum gebeten, dies zu reparieren, aber man hat mir gesagt, man könne nichts machen, da alle Klempner im Wochenende seien. Ich werde also in den nächsten Bereich verlegt werden. Dort wird niemand sein, aber das ist gut. Es wird ruhiger sein. Ich denke ich werde dann mal packen.

Tag 28: Wenn es sein muss, werde ich ihn mitziehen

Donnerstag 18. September 2008

Ein weiterer Tag hat begonnen und die Elektrizität ist wieder hergestellt. Freizeitstunden gibt es seit gestern auch wieder. Vielleicht gehe ich morgen in den Hof? Ich komme auf jeden Fall am Montag raus, denn sie müssen mich definitiv nach 7 Tagen in der Zelle rauslassen. Joey ist jetzt neben mir. Ich hoffe es geht ihm heute besser. Er stand Scooter sehr nahe und letzte Nacht, als wir uns unterhalten haben, standen Tränen in seinen Augen als wir über Scooter sprachen. Joey’s Hinrichtungsdatum wurde verschoben, sonst wäre heute, an seinem Geburtstag sein Hinrichtungstermin gewesen. Ich bin sicher, er wird wieder auf die Beine kommen, wenn es sein muss, werde ich ihn einfach mitziehen.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Tag 27: Abends - Scooter wurde hingerichtet

Mittwoch 17. September 2008
Es ist nach dem Frühstück und ich bin immer noch auf. Einige werden denken, dass ich traurig bin. Das ist nicht ganz richtig, denn es ist mehr als das. Den größten Teil der Nacht sind meine Gedanken zu Erinnerungen vergangener Jahre gewandert. Das ist es, was unsere Gedanken tun. All die Jahre meiner Haft haben etwas mit mir gemacht. Ich denke jeder wäre so, wenn er ständig Freundschaften verlieren würde und der Wechsel von Gesichtern und Orten Alltag ist. Ich habe mich daran gewöhnt, meine Gefühle zu kontrollieren. Mehr als ein Jahrzehnt der Isolation machen das aus einem. Was mir all die Jahre in der Isolation nicht nehmen konnten, ist das, was wir alle haben: Empathie und Menschlichkeit. Es schmerzt Scooters blutunterlaufene Augen zu sehen, zu wissen, dass ich nichts tun kann, um sein Leben zu retten. Er will nicht sterben. Als er das letzte Mal hier hinausgegangen ist, waren seine letzten Worte: „Ich sehe euch alle auf der anderen Seite.“ Er ging aus diesem Zellenblock und Wärter haben seine wenigen Sachen hinterher gezogen.
Es ist mittags und alles ist zum Stillstand gekommen. Scooter wird in den Transporter geladen, der ihn nach Huntsville bringt. Er wird nicht zurückkommen. Ich habe andere gehen sehen, die nie zurückkamen.
Abends. Scooter wurde hingerichtet. Es kam in den Nachrichten. Die Post wurde verteilt. Der Wärter hatte einen Brief für Scooter, aber er ist nicht mehr da. Es ist seltsam sich vorzustellen, was sein Freund wohl fühlen wird, wenn er oder sie den Brief zurück bekommt. Ein weiterer Tag auf Death Watch ist vorbei und wir alle hier müssen irgendwie weitermachen. Joseph Ries ist jetzt in Scooter’s Zelle neben mir, denn „Joey“ hat ein bevorstehendes Hinrichtungsdatum. Und ein weiterer Mann mit Hinrichtungsdatum wurde heute auf DeathWatch verlegt. Ich habe mehrere Briefe bekommen, für die ich sehr dankbar bin und über die ich mich sehr freue. Ich muss für meine Freunde leben.

Tag 26: Es wird eine lange Nacht für ihn

Dienstag 16. September 2008
Scooters Besuche laufen jetzt im normalen Zeitplan. Er ist gerade auf dem Weg in den Besucherraum. Es ist kurz nach 8 Uhr morgens. Bevor er ging wurden ihm mehrer Taschen für seinen Besitz gegeben, damit er seine Sachen packen und aufteilen kann, wem er was hinterlassen möchte. Er möchte, dass sein Sohn seine Uhr bekommt, damit er etwas hat, das ihn an seinen Vater erinnert, wenn es zum Schlimmsten kommen sollte.
Es wird hier drinnen gerade ziemlich laut. Jeder schreit und ruft. Kein Wunder – der Strom ist wieder da. Moment, jetzt ist das Licht wieder aus. Jetzt ist es wieder da!!! Jetzt können andere wenigstens wieder Radio hören und ich bekomme Bruchstücke von Neuigkeiten. Die Cowboys haben letzte Nacht gewonnen.
Scooter ist zurück, aber er redet nicht viel. Er packt seine Sachen, damit er morgen damit fertig ist. Und da der Strom wieder da ist, kann er sich zumindest eine Packung Chili mit Bohnen heiß machen und etwas Warmes essen. Das ist gut für ihn.
Ich habe mich hingelegt, um zu schlafen, wenn ich kann. Ich habe vorhin eine Weile mit Scooter geredet und ich bin mental erschöpft. Morgen werde sie Scooter hinrichten. Er hat sein Radio an. Ich kann es hören. Er hat sich dafür entschieden, heute Nacht keine Medikamente zu nehmen und wird sehr wahrscheinlich wach bleiben. Es wird eine lange Nacht für ihn werden, und für mich auch.

Tag 25: Ein Glas kalte Realität

Montag 15. September 2008
Das Frühstück ist da und es kommt immer noch auf Papiertabletts. Die Pfannkuchen sind gut, aber ich bin nicht hungrig. Es ist nicht wirklich wichtig. Sie benutzen immer noch Papiertabletts, weil der Strom immer noch nur der Notstromversorgung dient. Wenn die Sonne untergeht, wird es hier drinnen ziemlich dunkel. Die einzige Möglichkeit dann zu lesen oder zu schreiben, ist ganz vorne an der Zellentür, wo die Notfalllichter ein wenig Licht hereinfallen lassen. Im Augenblick nutze ich diese Lichtquelle, um zu schreiben. Es ist dunkel hier. Scooter bewegt sich nebenan. Seine Ganztagsbesuche beginnen heute.
Es ist nach 8 Uhr und Scooters Besucher sind noch nicht da. Er fragt die Wärter immer wieder nach seinen Besuchen, aber sie können ihm nichts sagen, weil eigentlich alle Besuche gestrichen wurden. Niemand darf Besuch haben wegen des Stromausfalls. Seine Angst ist offensichtlich. Ich würde genauso reagieren, wenn ich diese Ungewissheit hätte über etwas so wichtiges – meine letzten Tage mit denen die ich liebe und die mich lieben. Letzte Nacht haben wir darüber geredet. Er sprach über die Möglichkeit, dass ihm seine Besuche abgelehnt werden. Ich sagte ihm, er solle optimistisch bleiben, weil er sehr aufgeregt wurde. Wer würde sich unter diesen Umständen nicht aufregen. Sie haben ihm aber gesagt, dass seine Freund und Familie kommen dürften.
Ich bin ein wenig eingenickt und die Stimme eines Wärters weckt mich auf. Scooters Besuch ist endlich eingetroffen und er soll sich für seinen Besuch fertigmachen.
Montag abend. Football und wir können die Dallas Cowboys nicht spielen hören. Alles was wir bisher wussten, ist dass wir keinen Strom hatten. Jetzt finden wir langsam heraus, welchen Schaden der Hurrikan angerichtet hat. Ein Wärter sagte uns, dass Strom und Wasser im ganzen Umkreis ausgefallen sind. Große Bäume und Wurzeln blockieren die Straßen. Die Inseln außerhalb von Houston sind Katastrophengebiet. Es stehen fast keine Häuser mehr. Wir wußten nichts davon. Ich bete, dass keine Menschen verletzt wurden.
Es ist nach 5 Uhr weil Scooter gerade von seinen Besuchen zurück kam. Er bestätigt, dass Bäume auf den Straßen liegen, und es war schwierig für seine Freund und Familie hierher zu kommen. Deshalb kamen sie auch so spät. Er sagt, dass sein Anwalt aufgegeben hat, und er dies erst heute herausgefunden hat! Wenn er das gewusst hätte, hätte er versucht woanders Hilfe zu finden. Ein Glas kalte Realität. Wer hätte gedacht, dass das passiert?! Es ist kaum zu glauben, weil das Justizsystem doch gerecht sein soll. Sein Tod ist jetzt ziemlich sicher. Seine einzige Hoffnung ist noch ein Gnadengesuch an Gouverneur Rick Perry.
Wegen dem Stromausfall wird heute Abend keine Post verteilt.

Tag 24: Erwachsene Männer weinen

Sonntag 14. September 2008

Der Strom ist ausgefallen und es wird nur Notstrom mit einem Generator erzeugt. Deshalb sind die meisten Lichter aus. Kein Strom, kein Football. Was für eine Show! Naja, alles halb so schlimm, wenn der Strom bis morgen abend wieder da ist, wenn die Cowboys spielen!
Es ist warm und feucht aber eigentlich ein guter Tag.
Nachmittags. Etwas beschäftigt mich. Eigentlich würde ich nicht darüber schreiben, aber ich denke es muss gesagt werden, damit alle eine bessere Vorstellung von hier drinnen bekommen. Ich habe gehört, wie jemand sich immer wieder die Nase putzt. Erwachsene Männer weinen. Ich möchte mit Scooter reden, aber ich weiß nicht was ich ihm sagen soll. Ich habe ihm schon gesagt, wenn nicht für sich, dann soll er wenigstens für die stark sein, die ihn lieben. Ich habe ihm zugehört, wenn er mir von seinen Hoffnungen hinsichtlich seines Falles erzählt und dann eine Minute später kommt alles hoch in ihm und er ist sich sicher, dass er hingerichtet wird.
Ich habe immer Witze gemacht, um ihn zum lachen zu bringen. Ich verstehe was er sagt und fühlt. Ich unterstütze ihn so gut ich kann. Möglicherweise sind dies die letzten Tage seines Lebens. Und jetzt liege ich hier und höre durch das Loch in der Wand seinen Schmerz. Etwas in mir sagt mir, dass ich diesen persönlichen Moment nicht stören sollte. Ich zweifle, dass ich ihm etwas von seinem Schmerz nehmen kann. Dieser Moment wird vorübergehen und ich werde hier sein, wenn er nach mir ruft. Ich schätze jeder von muss auf seine Art damit umgehen. Ich habe einen Körper in den ich mich flüchten kann.

Tag 23: Ein Platz an den ich mich flüchte, wenn die Realität droht mich zu erdrücken

Samstag 13. September 2008

Ich habe fast die ganze Nacht gelesen. Das Licht hat geflackert und ging immer wieder an und aus. Hurrikan Ike muss jetzt da sein, denn der Wind ist stärker geworden. Ich denke ich mache jetzt „Feierabend“ (oder Morgen?). Ich bin die Nacht von Freitag auf Samstag wach geblieben.
Es ist jetzt irgendwann nachmittags. Die Lunchpakete sind durch die Schlitze in den Zellentüren verteilt worden. Wir sind auf Lockdown. Ich bin mir nicht sicher, wie spät es ist. Der Wärter hat mir gerade gesagt es sei 2 Uhr nachmittags. Der Strom ist ausgeschaltet und draußen ist es dunkel Der Strom muss ausgefallen sein, während ich geschlafen habe. Draußen klappern die Gitter, der Wind pfeift und es regnet sehr stark.
Ich stand für eine Weile am Fenster, aber der Regen ist so stark, dass ich kaum das gegenüberliegende Gebäude sehen kann. Ich mag diese reinigende Natur des Regens. Ich sehe gerne dem Regen zu, und ich liebe es im Regen zu gehen. Hurrikans erinnern mich immer an sich biegende Palmen die im Wind tanzen. Sie erinnern mich an Hurrikans die ich im Süden von Texas erlebt habe, und an meine Brüder Gary und Bob. Beide sind älter als ich. Bob hat beinahe einige Zehen verloren, als wir als Kinder während eines Hurrikans gespielt haben. Gary, der nur zwei Jahre älter ist als ich, ist derjenige, an dem ich als Kind sehr hing. Das ist so lange her. Ich bin jetzt die Hälfte meines Lebens in Haft. Tatsächlich. Ich habe immer noch diese Erinnerungen an meine Vergangenheit – als ich noch frei war. Es ist ein Platz an den ich flüchte, wenn die Realität droht mich zu erdrücken. Ich liebe den Regen.

Tag 22: Er mag kalte Milch, also habe ich ihm meine angeboten.

Freitag 22. September 2008

Scooter ist zum Frühstück aufgestanden. Er hat mir gesagt, dass er Medikamente nimmt, damit er schlafen kann. Er fast nichts mehr von dem Essen, dass wir bekommen, aber er mag kalte Milch, also habe ich ihm meine angeboten.
Diesen Nachmittag ist alles zum erliegen gekommen. Ich denke wir werden auf Lockdown Status gesetzt. Glücklicherweise wurde ich bereits zum Duschen gebracht. Sogar Duschen wird während eines Lockdown gestrichen. Im Moment gehen wir dreimal die Wochen duschen, jedoch nicht am Wochenende. Während eines Lockdowns wasche ich mich im Waschbecken. Das machen die meisten von uns.
Dieser Lockdown ist wegen dem Hurrikan. Ich dachte eigentlich es sei wegen der jährlichen, zentralen Gefängnisdurchsuchung. Jeder ist jetzt auf, aber es ist viel zu still hier. Wir zwar alle in Isolation, aber irgendwie ist es doch ein Stück Normalität für uns, wenn die Wachbeamten hier durchlaufen, oder wir können Stimmen hören von anderen, während wir in unserem Hofgangkäfig sind. Ich frage mich, was die anderen um mich herum wohl denken. Manchmal kann ich an ihrer Körpersprache erkennen was sie denken, wenn ich sie draußen im Käfig sehe. Oder ich kann es an ihren Handlungen erkennen.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Tag 21: Es ist schrecklich für alle Betroffenen

11. September 2008

Joe ist endlich aufgetaucht. Es ist morgens und er hat mich aufgeweckt. Ich denke ich werde ein bischen mit dem Graubart reden. Joe ist 51, auf die 28 zugehend. Als ich in traf war er 41, auf die 27 gehend. Es ist immer gut mit ihm zu reden. Es ist erst einige Minuten her, dass er wegging. Auch ein Dallas Cowboy fan . Er hat ein Radio und bekommt das USA Today/Cowboy Star Magazin und hat somit immer die neuesten Informationen.
Mir war überhaupt nicht bewusst, welches Ausmaß Hurrikan Ike hat. Ike ist ein Hurrikan, der in unsere Richtung zieht. Ich habe das überhaupt nicht gewusst!. Ich habe vage etwas darüber gehört, aber der ganzen Sache keine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hoffe und bete, dass er uns nicht trifft. Das letzte Mal als ein größerer Hurrikan hier durchzog, Hurrikan Katrina, war es schrecklich für alle Betroffenen.
Die Cowboys gewinnen die Super Bowl dieses Jahr. Zumindest sagt Joe das, aber das hat er letztes Jahr auch gesagt! Aber ich glaube, dieses Jahr hat er recht.
Oh, und habe etwas über Bärte gelernt. Ich bin ja wirklich vorsichtig, dass ich noch nicht einmal aus Versehen eine Strähne verliere, aber, in der Tat, ein Bart muss gewaschen werden oder er fängt an zu riechen, wie jedes andere Haar auch.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Tag 20: Wir gehen damit um indem wir lachen

Mittwoch 10. September 2008

Es ist Abend. Ich habe heute das rückseitige Fenster meiner Zelle abgedeckt. Das Fenster ist eigentlich nur ein schmaler, ca. 70 cm langer Schlitz und eigentlich sollte er nicht abgedeckt werden. Ich wollte aber in Ruhe sitzen und nachdenken.
Ein Seargant kam an die Zellentür und teilte mir mit, dass mein Hinrichtungsdatum auf den 19. November verlegt worden ist. Sie müssen gemerkt haben, dass zwei am selben Tag einen Termin hatten. Diese Terminverschiebung gibt mir 12 zusätzliche Tage, sollte der Termin tatsächlich verlegt worden sein. Elkie Taylor und ich werden also nicht herausfinden, wie es ist, wenn zwei Hinrichtungen an einem Tag stattfinden sollen. Ich habe es ihm noch nicht gesagt und frage mich was er denkt und fühlt. Ich möchte es ihm nicht wirklich sagen, aber er wird es sowieso herausfinden.
Sooter hat nach mir gerufen und sich mit mir unterhalten. Er sagte, er sei sicher, dass er hingerichtet würde, weil Hood und Maverick einen Aufschub bekommen haben. Damit sinken seine Chancen. Als ob seine Chance nicht sowieso schon schlecht wären! Er hat seinem Bruder gesagt, er soll aufpassen, dass sie ihn nicht versuchen 2 oder 3 Mal umzubringen, weil ja nun zwei davongekommen sind. Er hat ihm gesagt, er soll ihnen nicht erlauben ihn immer und immer wieder umzubringen. Morbider Humor. Ich weiß, aber dass ist unsere Art damit umzugehen: Wir lachen.

Tag 19: Musical cells

Dienstag 9. September 2008

Charles Hood hat einen Hinrichtungsaufschub bekommen. Er und ich haben etwas gemeinsam: Unseren Anwalt. Sein Fall ist gut für meinen Fall. Er wird nun bald verlegt werden. Er ist im Moment in einer Zelle mit Kamera, weil sein Hinrichtungstermin schon so nah war. Sein Aufschub war eigentlich erwartet worden. (der Richter und der Staatsanwalt hatten während seiner Verhandlung ein Verhältnis miteinander), aber ich denke, wenn man ein tatsächliches Hinrichtungsdatum vor Augen hat, dann bekommt man doch Angst.
Maverick wurde auch verlegt und William Murray (Scooter) ist jetzt neben mir. Scooter soll am 17. hingerichtet werden. In einer Woche. Musical cells. Ich freue mich für Charles und habe nun direkt gesehen, wie engagiert mein Anwalt ist. Er hat Charles quasi aus der Hinrichtungskammer gezogen. Solche Anwälte sind selten und ich habe das Glück, einen solchen zu haben. Ja, ich bin sicher Gott beschützt mich. Ich danke Gott für Richard Ellis und Tina Church*.
Tina Church ist eine Privatermittlerin, die sich mit Todesstrafenfällen beschäftigt – pro bono.

Tag 18: Ich begann mich leer zu fühlen

Montag 8. September 2008

Ich hatte heute Besuch. Ich kenne Maria Fox schon seit Jahren, aber hatte nicht viele Besuche mit ihr in der letzten Zeit. Maria spürte, dass mich immer noch etwas beschäftigt und hat mit mir über meinen Glauben gesprochen. Mein Glaube könnte stärker sein. Ich kämpfe damit seit Jahren. Als Kind hat man mir etwas erzählt, dass unbewusst meinen Glauben erschüttert hat. Meine Großmutter war es, die mir erzählte, wenn mittags die Kirchenglocken läuten dann kommt der Teufel auf die Straße um die bösen Kinder zu fangen, die um diese Zeit draußen sind. Mein Großmutter hatte ein Bein durch Diabetes verloren und in ihrem Alter musste es schwierig gewesen sein auf mich und meine drei Brüder aufzupassen. An einem Sommertag, nach ihrem Tod, war ich auf dem Spielplatz der Schule, nicht weit von zu Hause, als die Glocken anfingen zu läuten. Ich begann sofort zu laufen, aber ich wusste, dass ich es nicht nach Hause schaffen würde. Also versteckte ich mich unter ein paar Büschen bis das Läuten aufhörte. Dann rannte ich so schnell es mit meinen kleinen Füssen ging, nach Hause. Ich denke, als ich heil zu Hause ankam und der Teufel mich nicht geholt hatte, hat irgendwie unbewusst meinen Glauben beeinflusst.
Vor einigen Jahre begann ich eine Leere in mir zu spüren. Ich fragte mich nach dem Sinn des Lebens und merkte, dass ich irgendwie verloren am Abgrund stehe. Ich habe manchmal immer noch diese Momente, aber heute weiß ich ohne Zweifel, dass Gott real ist und in allem das existiert zu finden ist.

Tag 17: Ein Schlägertrupp ist gerade hier vorbeigelaufen

Sonntag 7. September 2008

Um diese Jahreszeit freue ich mich immer auf den Sonntag. Die Dallas Cowboys spielen heute gegen die Cleveland Browns. Die Cowboys’ Saison beginnt heute. Ich werde das Spiel durch ein Loch in der Wand hören können. Ich habe auf diesen Tag gewartet seit dem bitteren Ende der Saison letztes Jahr. Viele Zeitungen halten die Cowboys für die Favoriten. Super Bowl Champions!
Der Schlägertrupp ist gerade hier durchgekommen, aus offensichtlich keinem anderen Grund, als uns einzuschüchtern. Eine Frau ging hinter ihnen und hat sie angefeuert. Vielleicht haben sie sich auf dem Weg zu einem Footballspiel verlaufen und die Frau versuchte ihnen den Weg zu zeigen. Was kommt als nächstes?!
Maverick ist immer noch in seiner Zelle. Das ist erstaunlich, aber morgen wird er sicherlich verlegt werden, denn sie benötigen diese “Kamerazelle” für jemand anderen in den nächsten Tagen.

Tag 16: Wir hätten es wissen müssen

Samstag 6. September 2008

Ich denke wir hätten wissen müssen, dass sie die Zellen durchsuchen würden. Eigentlich sollten sie es nicht tun, weil nichts dabei herauskommt außer ein paar verbotene Gegenstände. Während ich dies schreibe, sortieren andere ihre Sachen gerade neu. Ich habe das Durcheinander, das sie gemacht haben, noch nicht aufgeräumt, falls sie sich entscheiden noch mal zurück zu kommen. Nun ja, das Leben geht weiter.
Es ist jetzt später Nachmittag, und diejenigen, die heute Besuch bekommen werden in den Besucherraum gebracht. Samstags sind Besuche von 17:30 bis 22:30. Es ist der einzige Tag in der Woche an dem Besuche abends stattfinden.

Tag 15: Einmal die Woche gibt es Nachtisch, den ich nie mag

Freitag 5. September 2008

Hey, ein weiterer früher Morgen. Es ist sehr früh heute. Die Post ist gerade abgeholt worden. Das bedeutet es ist ungefähr 5:00 Uhr morgens. Alles ist ruhig. Maverick wird heute den ganzen Tag Besuch haben, weil es nur noch wenige Tage bis zu seiner Hinrichtung sind. Alle die an diesem Punkt sind, bekommen zwei volle Tage Besuchszeit von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr abends. Er wird heute den ganzen Tag Besuch haben, dann am Montag und am Dienstag bis mittags, da er an diesem Tag hingerichtet werden soll. Um 12 Uhr mittags an einem Hinrichtungstag kommt hier alles zum Stillstand und der Verurteilte wird in einen Transporter gebracht, der ihn zur Walls Unit nach Huntsville fährt, wo die Hinrichtungskammer ist. Der Todestrakt selbst ist in Livingston.
Ich schwebe! Jeder konnte normal einkaufen. Wir konnten 55 USD für Essen, Briefmarken und Drogerieartikel ausgeben. Joe hat für mich einige Dinge Sachen gekauft, sogar Eiscreme. Es gibt hier nur einmal pro Woche Nachtisch und nie welchen den ich mag. Ich hatte also einige Zeit keine Zucker und mein Körper reagiert jetzt auf den Zucker. Außerdem habe ich zusätzliche Briefmarken und Seife bekommen.
Etwas wichtiges: Maverick kam gerade von seinem Besuchstag zurück und wurde ins Büro geführt. Gott sei Dank, er hat einen Aufschub bekommen. Seine Frau muss außer sich vor Glück sein. Seine ganze Familie!! Sie müssen sehr erleichtert sein. Wow. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll, aber das wir sicher auch meinen Fall positiv beeinflussen. Mein Fall ist ziemlich verblüffend, wenn man alle Einzelheiten kennt.

Tag 14: Irgendetwas ist hier nicht gut

Donnerstag 4.September 2008

Es ist abends und der größte Teil des Tages vergangen. Der Leiter des Todestraktes kam heute hier vorbei. Irgendetwas ist daran nicht gut. Major Smith ist der nervöse Typ. Vor einigen Monaten wurde unser Basketballnetz entfernt, weil jedesmal eine leichte Vibration in seinem Büro zu spüren war, wenn ein Ball reingeworfen wurde. Das hat ihn gestört. Das Basketballnetz hing dort seit 1992, als dieser Teil des Gefängnisses eröffnet wurde. Es hatte anscheinend alle seine Vorgänger nicht gestört oder vielleicht doch, aber es hat auf jeden Fall Major Smith nicht überlebt.
Ich habe noch nie mit diesem Mann gesprochen, obwohl ich ihn bei verschiedenen Anlässen gesehen habe. Ich habe ihm eigentlich auch nichts zu sagen, es sei denn, er würde mir erlauben, einen Telefonanruf zu machen. Es gibt aber ein Problem. Mein Bart. Vielleicht wenn ich mich rasiere? Wer weiß? Vielleicht.
Ich durfte vom Gefängnisladen Briefmarken und ein wenig Seife kaufen. Mein Limit bei Briefmarken ist 10 USD alle zwei Wochen, und fünf Seifenstücke. Monster waschen sich nicht. Zumindest will die Gefängnisleitung und die Staatsanwaltschaft, dass ihr das glaubt. Komme ich Euch wie ein Monster vor? Verrückt.

Tag 13: Wie wenn man sein eigenes Grab schaufelt

Samstag 3. September 2008

Mein Tag hat früh angefangen. Es scheint, dass die meisten meiner Tage früh beginnen. Es gab mal eine Zeit, da hatte ich den Tagesablauf eines Vampires. Ich schlief den ganzen Tag und blieb die ganze Nacht auf. Irgendwie vermisse ich diese Nächte. Ich denke, es war eine einfachere Zeit. Ruhig und friedlich. Ich blieb auf um zu schreiben, zu lesen, Kaffee zu trinken und bevor die Nacht vorbei war, habe ich trainiert.
Wie, in einer solch engen Umgebung?
Ihr wärt erstaunt, woran man sich gewöhnen kann. Ich hatte mein eigenes Sportstudio! Ich habe ganze Stapel von aufgerollten Zeitschriften als Gewichte benutzt. Ich bestellt dies damals von einem Großhandel zu Discountpreisen. Das waren meine Gewichte.
William Murray (Scooter) ist draußen und füllt sein Hinrichtungsformular aus. Es ist verrückt, dass wir dieses Dokument vor unserer Hinrichtung ausfüllen müssen. Es ist fast wie wenn man sein eigenes Grab schaufelt, abartig, besonders, da sie ihn tatsächlich in einem Tag hinrichten wollen.
Scooter hat mich gefragt, wie man “Enchiladas” schreibt. Ich denke, er wird diese als seine letzte Mahlzeit haben wollen. Er zweifelt daran, dass er einen Aufschub bekommt, und tritt sich selber in den Hintern für das was er getan hat. Drogen sind eine gefährliche Sache. Eine Sache die uns hier alle auf DeathWatch verbindet ist Hoffnung. Scooter hat Hoffnung.

Tag 12: Ich werde mir dieses kleine Stück Persönlichkeit erhalten

Dienstag 2. September 2008

Als ich gestern draußen war, hat mich einer der Beamten angewiesen, mich zu rasieren. Ich habe mich geweigert. Ich kenne die Konsequenz (kein Hofgang mehr) und habe diese gegen meine jetzige Situation abgewogen. Als ich vor vielen Jahren inhaftiert wurde war ich noch ein Teenager und hatte fast überhaupt keinen Bartwuchs. Während all den Jahren meiner Haft wurde über mich bestimmt, dass ich mich rasiere, weil es ansonsten gegen die Gefängnisregeln verstößt. Ein Schurrbart oder ein Bart bedeuten ein Stück weit Individualität. Rebellion. Etwas einzigartiges für einen erwachsenen Mann. Dies wird gezielt durch die Gefängnisregeln ausradiert. Die gesamte Persönlichkeit und Selbstachtung wird einem genommen. Das texanische Strafvollzugssystem ist ein System der Rache und Unterdrückung anstatt der Rehabilitation. Am Ende ist es die gesamte Gesellschaft die unter den Folgen dieser regressiven Haltung zu leiden hat. Nach fast zwei Jahrzehnten Haft bedeutet etwas so einfaches wie mein Bartwuchs, dass ich 24 Stunden am Tag in meiner Zelle bleiben muss. Ich denke das erklärt viel über die Welt in der ich lebe. Ich bin mittlerweile ein erwachsener Mann und habe Bartwuchs. Ich denke ich werde ihn behalten. Ich bin sowieso auf dem niedrigsten Status den man haben kann, meine Privilegien sind bereits alle gestrichen und meine Besuche auf einen pro Monat eingeschränkt. Meine mögliche Hinrichtung ist zum Greifen nahe. Ja, ich werde dieses kleine Stück Persönlichkeit behalten.
Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll, oder traurig sein, aber ein Freund von mir wurde auf Death Watch verlegt. Sein Name ist Jose Briseno. Ich kenne „Joe“ seit der Nacht als ich im Todestrakt ankam. Ich kann mich noch an diese Nacht erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich wurde an diesem Tag zum Tode verurteilt. Als ich in die Eingangzelle kam, war es ungefähr 22:30 Uhr. Über mir war Joe. Auf der einen Seite von mir war Jim Wilkens auf der anderen Juan Garza. Ich hatte ein halbes Dutzend Tacos bei mir, die mir meine Mutter durch meinen Anwalt hatte geben lassen. Nach meiner Verurteilung hatte ich keinen Hunger, aber ich bot Jim von den Tacos an. Jim wurde ein guter Freund, genau wie Joe und Juan. Beide, Jim und Juan sind nicht mehr hier, und jetzt ist Joe hier. Er ist im gegenüberliegenden Abschnitt, ich kann aber meine Zelle nicht verlassen und so wird es wohl Tage dauern, bis ich mit ihm reden kann. Ich werde ihm aber eine Nachricht senden.
Zwei weitere Gefangene sind angekommen. Beide heißen Martinez. David und James. Ich kenne David, James kenne ich nicht so gut. Ich kenne den, der Jim genannt wird. Der andere Martinez war einmal für ein paar Tage in einer Zelle neben mir, aber wir haben uns damals wenig unterhalten, weil er mir damals erzählte er sei ein Waffenhändler und hätte für einen geheime Organisation gearbeitet. Oh, Mann, welchen Roman hast Du denn gelesen?!

Sonntag, 12. Oktober 2008

Tag 11: Die Sonne scheint und es ist ein guter Tag

Montag 1. September 2008

Ich durfte in den Außenkäfig. Gott ist gut. Die Sonne scheint und es ist ein guter Tag. Ich habe mich oft gefragt, wenn zwei Männer am gleichen Tag einen Hinrichtungstermin haben, wie sie festlegen, wer zuerst auf die Liege geschnallt wird? Ironischerweise scheint es jetzt der Fall zu sein, da Taylor und ich tatsächlich am selben Tag hingerichtet werden sollen.
Als ich draußen war, wir Elkie Taylor auch draußen. Er hat alle Berufungen verloren. Ich hatte gehört, dass er neben mir sein soll, aber ich hatte ihn nicht gesehen, da er fast nie nach draußen geht. Elkie schläft den ganzen Tag und jetzt weiß ich auch warum. Er hat große Schwierigkeiten mit seiner bevorstehenden Hinrichtung und bekommt starke Medikamente und so sieht er auch aus. Ich fragte ihn wie es ihm geht und er sagte: Mann, ich denke nur an meinen Termin.“
Wir haben darüber gesprochen und wenn es ganz schlimm kommt, dann bin ich für ihn da, wenn er eine Schulter braucht oder Aufmunterung. Wenn es tatsächlich zum Äußersten kommt, dann werden wir in den gleichen Transporter verladen und zur Walls Unit nach Huntsville transportiert. Dort ist die Hinrichtungskammer.

Tag 10: Den ganzen Tag gelesen

Sonntag 31. August 2008

Ruhiger Tag. Fast den ganzen Tag gelesen. Einige Briefe geschrieben und in der Bibel gelesen. Ich wünschte die Bibelstudien würde sich mehr mit dem Neuen Testamen statt mit dem alten befassen.

Tag 9: Ich fühle mich als würde ich ersticken

Samstag 30. August 2008
Mein Freund Juan hat mich heute besucht und es ist einige Stunden her, seitdem er gegangen ist. Ich laufe seit Stunden hin und her – ein paar Schritte nach vorn, drei Schritte zurück. Ich habe mich jetzt hingesetzt zum denken und schreiben, aber mein Stift kann die Gedanken nicht aufschreiben, die meine Gehirn immer und immer wieder denkt. Ich fühle mich als würde ich ersticken, obwohl ich ganz normal atme. Meine Hinrichtung rückt näher und die, die davon betroffen sein werden, sind in meinen Gedanken. Ich möchte nicht, dass die Menschen die mich lieben verletzt werden. Gott wird meine Gebete hören und sie werden ok sein.
Im Moment sind die Dinge hart und ich sage mir selbst, dass ich mir den Luxus von Emotionen nicht erlauben kann, da es mich nur zu etwas führen wird, dass ich verzweifelt zu kontrollieren versuche. Es ist schwer genug, jetzt zu versuchen dieses komische Gefühl loszuwerden. Ich habe erkannt was mir zu Schaffen macht, kann mich aber nur schwer davon befreien. In der Vergangenheit war ich immer der Sklave meiner Gefühle. Die Erfahrung von emotionalem Aufruhr während ich durch den Nebel meine Qual reflektierte gab mir den Schlüssel für meine Ketten. Wie auch immer, zu wissen dass ich mich verloren fühle und warum ich so fühle ist nur ein Schlüssel. Heute nacht fällt es mir schwer, dass Schlüsselloch dafür zu finden. Meine Gedanken zu steuern, und meine Seelenruhe zu finden. Ich habe absichtlich die Augen vor meiner Misere verschlossen. Es gibt hier nur einen Weg. Ich muss stark bleiben und meinen Glauben behalten. Schreiben hilft.

Tag 8: Wo zahnlose Tiger seufzen

Freitag 29. August 2008

Schon wieder Kleidung zwischen den Knöcheln reiben. Kleidung und Laken mit der Hand zu waschen, ist die Aufgabe die ich am wenigsten mag, aber es ist einfach notwendig. Was würde ich für eine Waschmaschine geben.
Heute gab es keine Führungen und ich denke der Zirkus hat für diese Woche geschlossen. Jemand hat mir erzählt, dass wir die schlimmsten und gefährlichsten Kriminellen sein sollen, und dass sie deshalb die Leute bei uns durchführen. Ich wette, die „Touristen“ lachen über unsere Zahnlosigkeit im Todestrakt, oder sie kichern über die, die hier arbeiten. Dieser Ort hier ist ein Zirkus in dem die Dompteuer brüllen und die zahnlosen Tiger seufzen.
Maverick hat seine „Hinrichtungszusammenfassung“ abgegeben, die seine gesamten letzten Anweisungen enthält und er darf heute 150 Dollar für Lebensmittel und Sachen aus dem Gefängnisladen ausgeben.

Tag 7: Isoliert im eigenen Käfig

Donnerstag 28. August 2008

Der Vormittag kam und ging. Ich war als erster auf und draußen zum Hofgang. Ich war im Außenkäfig und konnte mich strecken und ein paar Schritte gehen. Mal sehen, ob ich diesen Bereich beschreiben kann. Stell Dir eine hohe Betonbox mit Wänden im Abstand von ca. 9 Metern vor und einem Gitter oben. Diese Box ist dann noch mal durch ein Gitter geteilt, so dass zwei dreieckige Abteile entstehen. Dieses Dreieck ist der Bereich, in dem wir unseren Hofgang machen. Wir sind immer zu zweit in diesem Käfig, aber durch das Gitter isoliert.

Tag 6: Die Chancen stehen gegen uns

Mittwoch 27. August 2008

Ich wurde davon wach, dass jemand „Zellendurchsuchung“ gerufen hat. Die Toilettenspülungen wurden abgeschaltet, damit nichts weggespült werden kann. Das gelingt selten. Wir werden alle mit Handschellen gefesselt und müssen raus aus den Zellen, damit die Suche nach den Atomsprengköpfen beginnen kann.
Letzte Nacht blieb ich auf. Manchmal erscheint mir alles so irreal. Ich saß still und konnte Maverick neben mir hören, wie er sich in seiner Zelle bewegte. Sein Licht war aus und ich starrte an die Wand vor mir. Mein Blick ist nicht fokusiert und meine Gedanken sind am wandern. Ich dachte daran, wie jemand vor mir in dieser Zelle war und dann hingerichtet wurde. Surreal. Die Wahrheit ist, von den 13 Gefangenen, die im Moment auf DeathWatch sind, werden nur ein oder zwei das Ende des Jahre erleben. Die Chancen stehen sehr schlecht für jeden von uns.
Ich muss meine Sachen waschen. Es ist nachmittags. Eine weitere Führung kam gerade durch. Sie gingen auch in den leeren Bereich, wo die Isolationszelle ist… und die Monster gehalten werden? Was ein Witz. Die meisten der Beamten die hier arbeiten sind zum Glück schon älter. Die Besucherführung bestand hauptsächlich aus Männern. Ich schäme mich das zuzugeben, weil es sich wahrscheinlich primitiv anhört, aber ich möchte gerne wissen, wer diese Männer sind und was sie tun.

Tag 5: Wie Freaks in einer Zirkus-Show

Dienstag 26. August 2008

Ich hatte es noch gar nicht wahrgenommen, aber heute gibt es keinen Hofgang. Ich wurde in Handschellen zur Dusche gebracht. Außerhalb der Zelle sind wir immer in Handschellen.
Es ist ein besonders ruhiger Tag. Gott beschützt mich immer noch. Es ist ein guter Tag.
Ich sprach mit Maverick und er erzählte mir, dass er kürzlich die Abschlussprüfung von seinem juristischen Korrespondenzkurs eingereicht hat. Er hofft, dass die Ergebnisse noch vor seinem Hinrichtungstermin eintreffen. Er möchte unbedingt wissen, ob er die Prüfung bestanden hat. Er ist aber immer noch hoffnungsvoll, dass ihm die Gerichte einen Aufschub gewähren, wegen dem Schuldeingeständnis des wahren Schuldigen und anderen Gründen, die seine Berufung unterstützen.
Ein Sergeant war gerade hier und hat mir offiziell mitgeteilt, dass ein Handy in meinem Besitz gefunden wurde. Es ist strengstens verboten eines zu besitzen, also denke ich, dass er mir mitteilen wollte, dass ich in sehr großen Schwierigkeiten bin. Ich habe keine Ahnung, wovon er überhaupt redet. Handys kosten Vermögen und ich muss sparen.
Eine Tour von „Anzügen“ kam durch den Zellenblock. Einer ist ein Texas Ranger (sein Namensschild sagte das aus). Ich habe keine Ahnung, wer die anderen waren, aber solche Führungen finden immer wieder statt. DeathWatch Zellenblocks sind beliebter als die normalen Zellen oder der reguläre Todestrakt. Ich bin hier erst seit einigen Tagen, und es wurde mir bereits gesagt, dass hier oft Leute durchgeführt werden, mindestens einmal pro Woche. Die meisten Gefangenen hier sagen, dass sie sich wie die Freaks in einer Zirkus-Show fühlen.

Tag 4: Ich hatte so viele Fragen

Montag 25. August 2008
Es ist morgens. Ich war die ganze Nacht auf und habe gelesen. Ich lese manchmal wahllos Kapitel aus der Bibel. All diese Jahre hatte ich so viele Fragen über unsere Existenz und die Dinge überhaupt, die physischen und die metaphysischen. Ich lese auch Fantasy-Geschichten. Ich lese nicht viele Romane, und wenn, dann nur eine bestimmte Richtung und ziemlich unglaublich: Drachen und Zauberer, Königinnen und Könige. Aber normalerweise lese ich, um etwas zu lernen. Ich dachte, morgen sei Labor Day und deshalb habe ich nichts geschrieben, aber ich hätte es tun sollen!!
Ich muss noch allen mitteilen, wohin ich verlegt wurde. Ich dachte ich werde es nach und nach tun, wenn ich meine Briefe beantworte. Da ich meine Vergünstigungen verloren habe, sind meine Briefmarken limitiert. Außerdem kommt noch dazu, wie ich es mitteile. Ich werde hoffentlich wissen, was ich sage.
Es ist abends. Ich habe mit Maverick gesprochen, der neben mir ist. Seine Schuld ist fraglich, aber ist nur wenige Tage von der Hinrichtungskammer entfernt. Er hofft auf weitere rechtliche Möglichkeiten. Ein anderer Mann, der auch im Todestrakt ist, hat die Wahrheit über das Verbrechen gesagt, das Maverick begangen haben soll. Man sollte meinen, dass dies ausreicht, um das Verfahren noch mal aufzurollen, aber die Wahrheit ist, dass einen technische Gründe der Gesetzgebung genauso umbringen können, wie tatsächlich schuldig zu sein. Eine Kamera wurde in seiner Zelle installiert und er wird nun 24 Stunden überwacht, weil es nur noch zwei Wochen bis zu seiner Hinrichtung sind.

Tag 3: Haare schneiden, Duschen und Zellendurchsuchung

Sonntag 24. August 2008

Es ist Sonntag und heute passiert nichts, nur Haare schneiden, Duschen und Zellendurchsuchung. Ich werde heute überwiegend lesen und schlagen. Der diensthabende Beamte des Zellenblocks hat mich angewiesen, mich für meine Dusche fertigzumachen. In der Zwischenzeit hat aber eine Gruppe Beamter mit Handschuhen damit begonnen, den gegenüberliegenden Zellenblock zu durchsuchen. So ist das Leben.

Tag 2: Was einen tief verletzt

Samstag 23. August 2008

Ich weiß nicht, wie spät es ist. Ich habe keine Uhr und aus diesem Grund werde ich immer morgens, nachmittags, abends oder nachts sagen. Das sollte funktionieren. Es ist jetzt morgens. Alle meine Privilegien wurden für 120 Tage ausgesetzt. Es wird behauptet, ich habe ein Handy gehabt, was gegen die Gefängnisregeln verstößt. So ist das halt. Ich erwachte zu einem Frühstück mit Eiern, steinharten Brötchen, Haferflocken und Birne. Frühstück gibt es um 3:00 Uhr morgens. Unglaublich? Es ist so. Ich bin dann wachgeblieben, weil ich verschiedene Sachen zu schreiben hatte. Ich bin einer von insgesamt zwei Abteilung auf der Überwachungseinheit, aber ich habe verschiedene Freunde im gegenüberliegenden Zellenblock. Männer, die nicht von einer unmittelbaren Hinrichtung bedroht sind. Ich möchte sie wissen lassen, dass ich hier auf DeathWatch bin und sie fragen, ob sie Kaffee oder Essen übrig haben. Ich hoffe, dass sie vielleicht auch ein Radio für mich haben, aber das ist nur Wunschdenken. Ich vermisse es Rock’n’Roll und die Footballspiele zu hören. Die Dallas Cowboys Footballspiele.
Es sind hier noch 12 weitere Männer, die ebenfalls ein Hinrichtungsdatum haben. Einer davon (Elkie Taylor) hat am gleichen Tag wie ich seinen Termin. Das ist verrückt. Ich kann nicht sagen, dass es enge Freunde von mir sind, aber ich kenne sie alle. Um das zu verstehen, geht bitte auf die Seite der CCADP und lest an American Chronicle: http://www.ccadp.org/americanchronicle.htm Freundschaft hier drinnen ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite, ist es schön, Freunde zu haben, aber sie zu verlieren verletzt einen tief. Es ist morgens und die erste Runde für den Hofgang wird bald losgehen. William Murray (Scooter) ist bei den ersten. Ich werde ihn bitten, meine Notizen unter den Türen auf der anderen Seite des Zellenblocks zu verteilen. Ich habe einen Stab an einer Schnur die ich benutze, um etwas in den „Freizeitkäfig“ zu befördern. Ich werde meinen Hofgang später haben.
Es ist nachmittags. Ich hatte Hofgang und habe geduscht. Ich wurde in den nächsten Block verlegt. Dieser Block ist auch für DeathWatch reserviert und besteht aus 14 Zellen. Diese Zellen sind aber leer. Seitdem der Oberste Gerichtshof entschieden hatte, das wieder Hinrichtungen stattfinden können, wurden diese Zellen geräumt, um bereit zu sein, für die Gefangenen, die ihre Berufungen verloren haben und auf ihre Hinrichtung warten. Diese Zellen gehörten nicht immer zu DeathWatch. Ich war schon einmal hier in diesem Zellenblock und es jetzt seltsam, hier ganz alleine zu sein und alle Zellen neben mir sind leer.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Tag 1: So vieles ist ungewiss

Freitag 22. August 2008

Ich wachte in einem normalen Zellenblock des Todestraktes auf – wie jeden Morgen, seit vielen Jahren. Nach dem Frühstück konnte ich nicht mehr einschlafen und begann n meiner Zelle umherzugehen – drei Schritte vor, drei Schritte zurück – bis die Morgenschicht ihren Dienst begann. Einer der Wärter fragte mich, ob ich meinen täglichen Hofgang in Anspruch nehme. Wenn man 24 Stunden am Tag in der Zelle verbringt, nutzt man jede Gelegenheit, um für kurze Zeit rauszukommen. Instinktiv habe ich ja gesagt. Vor dem Hofgang habe ich noch meine morgendlichen Aufgaben, wie Socken und Boxershorts waschen, erledigt.
Nachdem ich damit fertig war, sind zwei Spezialbeamte an meiner Zellentür erschienen, und haben mir mitgeteilt, dass der Direktor des Todestraktes mich in seinem Büro sprechen will. Irgendwie wusste ich, dass man mich in sein Büro bringen würde. Vor einem Monat stand ich vor dem Richter, der mich damals zum Tode verurteilt hatte und hatte mein Hinrichtungsdatum für den 6. November 2008 genannt bekommen. Der Direktor musste mich jetzt auch offiziell darüber informieren.
Ich wurde in das Büro des Direktors gebracht, in dem sich mehrere Beamte aufhielten. Ich setzte mich vor den Direktor, der vor sich ein Dokument mit dem Namen „Hinrichtungszusammenfassung“ hatte. Diese Dokument beinhaltet Fragen, z. B. wer bei der Hinrichtung als Zeuge dabei sein soll, den Namen des geistigen Beistandes, letzter Wille und Testament, Wünsche zur letzten Mahlzeit, Anweisung wie mit meinem Eigentum und meinem Nachlass zu verfahren ist, usw.
Der Direktor begann damit mir zu erklären, wie der Ablauf vor der Hinrichtung sein wird und warum dieser Fragebogen notwendig ist. Nicht lange und er unterbrach sich selbst und entließ alle Beamten, bis auf einen aus dem Raum. Sein Blick wurde finster und in einer fast bedrohlichen Art verlangt er von mir zu wissen, ob ich vorhabe mich gewalttätig zu widersetzen. Er musste meine ruhige Haltung als Desinteresse interpretiert haben. Seine unerwartetes Verhalten mir gegenüber überraschte mich völlig. Ich ignorierte seine bedrohliche Art und erklärte ihm, wie ich mich und meine Umstände nach all diesen Jahre sehe. Als ich ins Gefängnis kam war ich ein fehlgeleiteter Jugendlicher. Heute bin ich ein erwachsener Mann, völlig anders. Ich möchte in Ruhe gelassen werden, um einen Weg zu finden, mit dem umzugehen, was vor mir liegt. So vieles ist ungewiss und das einzige was ich momentan weiß, ist, dass der Staat Texas mich in 76 Tagen hinrichten will. Ich möchte die mir verbleibende Zeit so intensiv wie möglich erleben.
Ich wurde zurück zu meinem Zellenblock gebracht und von dort aus in den Käfig, in dem der Hofgang stattfindet. Andere Gefangene fragten mich, was los war im Büro des Direktors und ich sagte ihnen, dass man mich in die Überwachungszellen verlegen würde. Dort sind alle von uns untergebracht, die ein Hinrichtungsdatum haben.
Nachdem ich im Überwachungstrakt angekommen war, durfte ich den Rest meiner Hofgangzeit antreten. Ich wurde nach draußen in einen Käfig gebracht, direkt neben den Käfig von Joseph Ries, der an seinem Geburtstag hingerichtet werden soll! Ich hatte Joey seit Jahren nicht gesehen. Er schien nervös zu sein und übernahm den größten Teil des Redens, was für mich in Ordnung war. Nachdem unsere Zeit draußen zu Ende war, wurde ich zum Duschen gebracht und dann zurück in diese Überwachungszelle. Ich war erschöpft und entschied mich mit dem Auspacken meiner wenigen Sachen zu warten und ruhte mich aus. Ich erwachte von einem Geräusch. Das Geräusch kam durch ein kleines Loch in der Wand und es klang wie ein Football Spiel. Ich hörte zu und mir wurde schnell klar, dass die Dallas Cowboys spielen. Ich habe kein Radio, also saß ich im Dunkeln und hörte zu wie meine Lieblingsmannschaft spielte. Die Cowboys haben die Houston Texans geschlagen und die Welt wurde ein besserer Ort. Auf geht's Cowboys.